Die deutsche Nationalmannschaft lernt im Halbfinale das Verlieren, Spanien feiert unter den Augen der Königin den ersten Einzug in ein WM-Finale

Da war vorher von Kraken, von Stierkämpfen, von Orangensaftpressen und vom lustvollen Entkorken spanischen Rotweins die Rede. Und dann war es natürlich doch wieder nur Fußball, was gestern Abend im Moses-Mabhida-Stadion in Durban geschah. Aber was für ein Drama.

Nach zwei mitreißenden Siegen in den K.-o.-Spielen mussten sich die deutschen Spieler diesmal in der Rolle der Verlierer üben. Das Sommermärchen 2010 ist vorbei. Statt zum ersehnten Finale gegen den Nachbarn Niederlande kommt es nun bereits am Sonnabend zum ungeliebten Spiel um Platz drei gegen Uruguay. Wie vor vier Jahren in Deutschland muss sich die DFB-Auswahl wieder mit dem "kleinen Endspiel" begnügen. Sie hatten aufopferungsvoll gekämpft, sie hatten um jeden Ball gerackert, der unbedingte Wille war in jeder Sekunde der anderthalb Stunden zu erkennen. Sie riskierten Verletzungen, halfen einander aus, rannten kilometerweit und zeigten alle Merkmale einer zusammenstehenden Mannschaft - allein, es reichte nicht.

Bundestrainer Joachim Löw zollte den Siegern Bewunderung. Die Spanier hätten seit drei Jahren den Weltfußball beherrscht, sagte er. Damit nahm er wohl auch seine Spieler in Schutz, für die die Enttäuschung an diesem Abend nicht zu groß werden sollte. Auch für Löw, dessen Frau Daniela das Spiel auf der Tribüne verfolgte, war es eine Zäsur. Der Chefcoach des DFB muss sich entscheiden, ob er mit dieser Mannschaft mit Perspektive in vier Jahren noch einen Anlauf auf den Titel wagen soll. Den Charakter hat sie gestern gezeigt.

Ein Fußballfest war dieser Abend also nur für die Spanier. Königin Sofia, die neben Weltfußballpräsident Sepp Blatter auf der Tribüne saß, durfte ein Stück Fußballgeschichte miterleben. Erstmals steht ihr Land in einem WM-Finale.