Diego Forlan und Uruguay brennen nun auf das Spiel um Platz drei

Kapstadt. Der Traum war geplatzt, und Diego Forlan lachte. Humor ist das beste Mittel gegen Enttäuschung, sagte sich der Nationalstürmer Uruguays. Seine Mannschaft hatte 2:3 im WM-Halbfinale gegen die Niederlande verloren, viele seiner Kollegen saßen schon im Mannschaftsbus. Der 31-Jährige telefonierte entspannt in den Katakomben des Green-Point-Stadions mit einem spanischen Radiomoderator. Er war live auf Sendung, amüsierte sich über die Witze seines Gesprächspartners und sprach wie nach einem Sieg: "Ich bin sehr stolz auf die Mannschaft. Wir waren unter den besten vier Mannschaften der Welt. Das ist spektakulär."

In der Partie hatten die Südamerikaner bewiesen, warum sie überraschend länger im Turnier waren als die vermeintlich großen Nationen Frankreich und Italien. Sie spielten nach vorn. Mutig. Schnell. Sie glaubten an sich. Sie kämpften. Auch nach dem zwischenzeitlichen 1:3. "Nur in den vier Minuten in der zweiten Halbzeit, als wir zwei Gegentore kassiert haben, waren wir nicht da", sagte Forlan.

Er war wie fast immer der beste Uruguayer. Das 1:1 schoss er aus rund 25 Metern. Und das, obwohl er schon vor dem Spiel unter Oberschenkelproblemen litt. "Vielleicht wäre es anders ausgegangen, wenn ich in Bestform gewesen wäre. Ich hatte auf dem Spielfeld die ganze Zeit Schmerzen." Nur deswegen wechselte ihn Trainer Oscar Tabarez in der Schlussphase aus. Der zwischenzeitliche Ausgleich war sein vierter Turniertreffer. Forlan hat sich in Südafrika zum Weltstar gespielt. Er ist nicht nur ein Vollstrecker, er ist auch ein Spielgestalter, der sogar Defensivaufgaben übernimmt. Seine wuchtigen und angeschnittenen Freistöße machen den besten Torhütern Probleme. Forlan ist das Herz der Mannschaft.

Dass er in den nächsten Wochen Angebote von Topklubs erhalten wird, ist so wahrscheinlich wie Regen im Herbst. Allerdings hat er bereits angekündigt, bei Atletico Madrid bleiben zu wollen. Die Verantwortlichen seines Vereins werden mit Spannung beobachten, ob er tatsächlich den gebotenen Gehältern widerstehen kann. Was ihnen Hoffnung macht: Forlan weiß, was es bedeutet, sich bei einem Klub wohlzufühlen. Mit einem Wechsel in eine Mannschaft voller Stars hat er schlechte Erfahrungen gemacht.

2002 unterschrieb er bei Manchester United, hier wollte er zu einem der besten Stürmer der Welt werden. Doch der Druck war zu groß, Forlan enttäuschte. Zehn Tore in 63 Spielen waren zu wenig. Einige Fans trugen T-Shirts mit der Aufschrift: "Ich war dabei, als Forlan ein Tor schoss." Hohn pur. Nach zwei Jahren wechselte er zum FC Villarreal. Ein Schritt zurück, um nach vorn zu gehen. Es funktionierte. Forlan schoss 54 Tore, 2007 verpflichtete ihn Atletico für 21 Millionen Euro. Den Traditionsverein führte er im Mai mit zwei Endspieltreffern gegen den FC Fulham (2:1 n. V.) zum Sieg in der Europa League. 2005 und 2009 traf kein Stürmer Europas so oft wie er, in beiden Jahren gewann er den Goldenen Schuh des europäischen Fußballverbandes Uefa.

Was ihm immer fehlte: Der Beweis, dass er auch bei einem großen Turnier so gut spielen kann. Er hat ihn erbracht. Seine Kollegen und er wollen das Spiel um Platz drei am Sonnabend nun unbedingt gewinnen. "Ich möchte mich nicht mit einer Niederlage von der WM verabschieden", sagte er. Selbst wenn: Es war sein Turnier.