Die Niederlande gewinnen auch ihr sechstes Spiel und setzen sich im Halbfinale gegen Uruguay mit 3:2 durch

Kapstadt. Oranje boven! Dank eines Doppelschlages der spät erwachten Superstars Arjen Robben und Wesley Sneijder träumt Holland vom ersten WM-Titel und einer Final-Revanche gegen Deutschland. Mit dem 3:2-Erfolg gegen den zweimaligen Weltmeister Uruguay stürmten die Niederländer am Dienstagabend zum dritten Mal nach 1974 und 1978 in ein WM-Endspiel, wo sie am Sonntag in Johannesburg gegen den Sieger des zweiten Halbfinales zwischen der DFB-Auswahl und Europameister Spanien nach dem Cup greifen. "Wir sind so stolz. Ich drücke Spanien die Daumen, aber wenn Deutschland gewinnt, wird das auch ein großes Spiel", sagte Rafael van der Vaart.

Vor 62 479 Zuschauern im nicht ausverkauften Green Point Stadium von Kapstadt entschieden Inter Mailands Stratege Sneijder (70.) und Bayern Münchens Flügelflitzer Robben (73.) innerhalb von drei Minuten die niveauarme Partie und sorgten auch bei Kronprinz Willem-Alexander und Gattin Maxima auf der Tribüne für grenzenlosen Jubel. Giovanni van Bronckhorst hatte die Niederländer in der 18. Minute mit einem Traumtor aus 38 Metern in Führung gebracht, Uruguays Starstürmer Diego Forlan (41.) sorgte mit seinem vierten Turniertor für den zwischenzeitlichen Ausgleich. Maxi Pereira (90.+2) gelang nur noch der Anschluss.

"Bei unserem letzten WM-Finale war ich gerade ein Jahr alt. Wir sind auf einem guten Weg, haben sechsmal gewonnen. Es war heute nicht alles super, aber wir stehen im Finale", erklärte Bayern-Kapitän Mark van Bommel. Erst ein Glückstor des lange blassen Sneijder, dessen Schuss von Pereira leicht abgefälscht wurde, und ein Kopfball von Robben brachten den seit nunmehr 25 Spielen ungeschlagenen Europameister von 1988 auf die Siegerstraße. Sneijder schloss mit seinem fünften Tor zum Spanier David Villa auf und darf nun auch noch auf die Torjägerkrone hoffen. In der Schlussphase mussten die Holländer noch einmal zittern, brachten den Sieg aber über die Zeit. "Wir haben gekämpft und hatten am Ende auch ein wenig Glück. Ich hatte noch nie so viel Angst in meinem Leben", meinte van der Vaart.

In einem von Taktik geprägten Spiel blieben Chancen bis auf einen Schuss von Dirk Kuyt (4.) über das Tor weitgehend Mangelware. Zwar bestimmte der Favorit erwartungsgemäß das Spiel, ging dabei aber zu ideenlos vor. Robben kam auf dem rechten Flügel lange nicht zur Geltung; und auch Sneijder konnte nicht wie beim Viertelfinalsieg gegen Brasilien auftrumpfen. Uruguay verlegte sich von Beginn an auf Torsicherung und ließ bei den gelegentlichen Kontern die nötige Präzision vermissen. Ohne Torjäger Luis Suarez, der die Südamerikaner gegen Ghana mit seinem Handspiel auf der Linie vor dem Aus bewahrt hatte, war der Sturm der "Himmelblauen" lange nur ein laues Lüftchen. Die Führung fiel wie ein Blitz aus heiterem Himmel. Kapitän van Bronckhorst zog aus der Distanz ab, sein Schuss schlug unhaltbar für Uruguays Schlussmann Fernando Muslera im rechten oberen Winkel ein. Für den 35-jährigen Abwehrspieler von Feyenoord Rotterdam, der schon beim Halbfinal-Aus 1998 gegen Brasilien dabei war, war es erst das sechste Tor im 105. Länderspiel.

Der Rückstand lockte die "Urus" ein wenig aus der Defensive. Die Niederländer taten nicht mehr als nötig, ohne die Kontrolle über das Spiel zu verlieren. Wie in den bisherigen WM-Partien blieb der Europameister von 1988 den erhofften Offensiv-Wirbel allerdings schuldig und agierte eher nüchtern. Die Strafe folgte auf dem Fuße: Forlan hämmerte das Leder aus gut 25 Metern zum Ausgleich in die Maschen. Beim Schuss des Stürmers vom Europa-League-Gewinner Atletico Madrid in die Mitte des Tores sah Stekelenburg sehr schlecht aus.

Bondscoach Bert van Marwijk reagierte in der Halbzeit und verstärkte mit van der Vaart für de Zeeuw die Offensive. Die erste Chance verbuchten jedoch die Südamerikaner, als van Bronckhorst (51.) vor der Linie rettete. Auch die nächste gefährliche Szene gehörte dem vermeintlichen Außenseiter. Forlan nahm bei einem Freistoß aus 28 Metern Maß, doch diesmal war Stekelenburg auf dem Posten. Praktisch im Gegenzug brannte es vor dem Gehäuse von Muslera, der einen Schuss von van der Vaart gerade noch abwehren konnte. Gegen den Doppelschlag von Sneijder und Robben war der Torhüter dann machtlos.

Uruguay: Muslera - Maximiliano Pereira, Victorino, Godin, Caceres - Perez, Arevalo Rios, Gargano, Alvaro Pereira (78. Abreu) - Forlan (84. Fernandez), Cavani.

Niederlande: Stekelenburg - Boulahrouz, Heitinga, Mathijsen, van Bronckhorst - van Bommel, de Zeeuw (46. van der Vaart) - Robben (90. Elia), Sneijder, Kuyt - van Persie.

Tore: 0:1 van Bronckhorst (18.), 1:1 Forlan (41.), 1:2 Sneijder (70.), 1:3 Robben (73.), 2:3 Maximiliano Pereira (90.+2).

Schiedsrichter: Irmatow (Usbekistan).

Zuschauer: 62 479.

Gelbe Karten: Maximiliano Pereira, Caceres - Sneijder, Boulahrouz, van Bommel.