Begeisterter Empfang tröstet Argentiniens Nationaltrainer nicht

Buenos Aires. Bei Diego Armando Maradona sitzt der Stachel der Enttäuschung offenbar tief: Zwei Tage nach dem 0:4-Debakel im WM-Viertelfinale gegen Deutschland hat der argentinische Nationaltrainer seinen Rücktritt angedeutet. "Das war es, meine Zeit ist vorüber. Ich habe alles gegeben, was ich konnte", sagte der 49-Jährige dem TV-Sender "Station Cronica". Die Fernsehleute hatten den Weltmeister-Kapitän von 1986 vor seinem Haus in einem Vorort von Buenos Aires abgefangen.

Unmittelbar nach der Niederlage gegen Deutschland hatte er am Sonnabend seine Zukunft noch offengelassen. "Das ist die härteste Niederlage meines Lebens. Aber ich habe mir noch keine Gedanken darüber gemacht, als Nationaltrainer aufzuhören. Ich muss erst mit meiner Familie und den Spielern sprechen. Es gibt einige Dinge, die ich noch klären muss", hatte Maradona nach dem Aus in Kapstadt erklärt. Möglich erscheint auch, dass Maradona vonseiten des Verbandes zum Weitermachen überredet werden möchte.

Einige seiner Spieler wurden bereits vorstellig. Noch in der Nacht nach der bitteren Niederlage gegen Deutschland hatten Lionel Messi, Carlos Tevez und Mario Bolatti Maradona auf dem Hotelzimmer aufgesucht. Auch seine Familie wird Maradona wohl vorschlagen, den Job nicht an den Nagel zu hängen, denn persönlich hat die Arbeit mit der Albiceleste dem ehemaligen Drogenabhängigen ganz offensichtlich gutgetan. Maradonas Vertrag läuft bis zur Copa America 2011, noch vor der WM sagte er, seine Pläne reichten bis 2011.

Bei der Ankunft in Argentinien war "Dieguito" ein begeisterter Empfang der Fans zuteil geworden. Diese hatten ihn aufgefordert, als Nationalcoach des zweimaligen Weltmeisters weiterzumachen. Als die von den Deutschen schwer gedemütigten Argentinier wieder heimischen Boden betraten, war der Jubel grenzenlos, die Anhänger flippten schier aus, der Trainer wurde in Sprechchören gefeiert. Es war, als kehre der Weltmeister nach Hause zurück.

Doch ein paar Dinge stimmten mit diesem Szenario nicht überein: Das Flugzeug aus Südafrika war mindestens eine Woche zu früh am "Aeropuerto Internacional Ministro Pistarini" südöstlich von Buenos Aires gelandet, die argentinischen Spieler blickten wenn, dann apathisch aus dem Bus auf die tobende Menge - und Maradona saß steif in seinem Sitz. Unvorstellbar, was passiert wäre, hätte Argentinien mehr erreicht als nur das Viertelfinale. Zehntausenden war das desaströse 0:4 egal: Der Bus mit der argentinischen WM-Delegation benötigte für die sonst nur ein paar Minuten dauernde Fahrt zum Verbands-Trainingszentrum im Vorort Ezeiza mehr als eine Stunde - es gab fast kein Durchkommen. Zahllose Menschen riefen "bleib, Diego" und "gehe nicht, Diego".