Der offizielle WM-Index sieht den deutschen Gegner im Vorteil. Aber die DFB-Auswahl ist effizienter. Und Lahm hat die besten Noten

Hamburg. Wenn Fußball nur ein Computerspiel wäre, bei dem sich Sieg oder Niederlage mathematisch berechnen ließe, dann wäre die nebenstehende Mannschaft wohl unschlagbar. Vermutlich würde sie kein Trainer dieser Welt genau so zusammenstellen, und es sind auch nicht nur die großen Stars. Aber laut den Statistiken, die der WM-Sponsor Castrol bei dieser WM für jeden einzelnen Spieler führt, gibt es auf den elf Positionen keine bessere Besetzung.

Der Berechnung des Index liegen alle Ballkontakte und Aktionen eines Spielers zugrunde. Sie werden danach analysiert, ob sie die Wahrscheinlichkeit eines eigenen Tores erhöhen oder senken. Auch für Defensivaktionen werden Punkte vergeben. Bis zu zehn kann ein Spieler theoretisch erreichen.

Philipp Lahm kommt von allen WM-Teilnehmern dem Ideal am nächsten. Sein Formbarometer liegt bei 9,79. Auf den Plätzen zwei bis fünf folgt eine spanische Armada mit den Verteidigern Sergio Ramos (9,74), Gerard Pique (9,70), Joan Capdevila (9,66) und Top-Torjäger David Villa (9,62). Mit diesen vier stellt der Europameister zugleich das Gros der WM-Top-Elf. Deutschland ist neben Philipp Lahm noch mit Aufsteiger Thomas Müller (9,56) vertreten.

Für Deutschland spricht die Ausgeglichenheit der Mannschaftsteile. Angreifer Miroslav Klose (9,38), Torwart Manuel Neuer (9,18) und Mittelfeldlenker Bastian Schweinsteiger (9,17) trennte jeweils nur ein Rang von der Top-Elf. Bei den Spaniern tut sich dagegen ausgerechnet im so hoch begabten Mittelfeld eine Lücke zur Spitze auf. Sergio Busquets (9,02) und Xabi Alonso (9,00) verdienten sich noch die besten Noten, Andres Iniesta (8,35) und Xavi (8,12) liegen weit abgeschlagen zurück.

Xavi freilich ist es, der mit 464 Abspielen und einer Erfolgsquote von 80 Prozent unter den Ballverteilern die Nummer eins ist. Überhaupt sind die Spanier mit 3475 Zuspielen, von denen 2797 ankamen, auf einsamer Pass-Höhe. Deutschland kam mit 2768 Ballabgaben aus, von denen 2031 ankamen. Den Preis für den Fleiß könnte ebenfalls Xavi beanspruchen. Er legte mit Ball 26,2 Kilometer zurück, auch Sami Khedira (24,3) und Schweinsteiger (23,2) spulten ein beachtliches Solo-Pensum ab.

Wichtiger jedoch: Mit einer Erfolgsquote von 16,5 Prozent liegt der EM-Zweite bei der Chancenverwertung vorn (79 Schüsse, 13 Tore), Spanien brachte es nur auf eine Effektivität von 6,7 Prozent (90 Schüsse, sechs Tore).

Die offizielle WM-Prognose räumt der DFB-Auswahl gegen Spanien nur eine Siegchance von 40 Prozent ein. Mehr als 100 000-mal ist das Turnier dafür simuliert worden mit allen Länderspieldaten der vergangenen zehn Jahre. Allerdings war Deutschland auch schon gegen England und Argentinien als Außenseiter gehandelt worden.

Vielleicht tut man also gut daran, all die Zahlen schleunigst wieder zu vergessen und sich stattdessen auf das echte Spiel zu freuen. Das lässt sich nämlich an keinem Simulator erleben.