In einem spannenden Viertelfinale besiegt Uruguay die Afrikaner mit 5:3 nach Elfmeterschießen

Johannesburg. Die "Black Stars" sind verglüht: Dank Elfmeterkiller Fernando Muslera hat Uruguay erstmals seit 40 Jahren wieder ein WM-Halbfinale erreicht und die Hoffnungen Afrikas zerstört. Während die "Himmelblauen" ihre Renaissance auf der Weltbühne des Fußballs mit dem 5:3-Sieg nach Elfmeterschießen fortsetzten, schied Ghana als letzter Teilnehmer des Gastgeber-Kontinents aus. Nach 120 Minuten hatte es 1:1 (1:1, 0:1) gestanden. Uruguay trifft in der Vorschlussrunde am Dienstag auf die Niederlande. Der ganze Kontinent wünschte Ghana einen Erfolg, doch er blieb ihnen verwährt - auf dramatische Art.. Afrika bleibt die Runde der letzten vier weiter versperrt: Vor Ghana hatten nur Kamerun (1990) und Senegal (2002) das Viertelfinale einer WM erreicht. Uruguay steht unterdessen vor seinem besten Resultat seit 1970: Damals hatten die Südamerikaner nach einem 0:1 gegen Deutschland im "kleinen Finale" Rang vier belegt.

Vor 84 017 Zuschauern im Soccer City-Stadium von Johannesburg war Ghana durch Sulley Muntari (45.+2) fast mit dem Halbzeitpfiff in Führung gegangen. Diego Forlan (55.) glich mit einem direkten Freistoß aus. In der Nachspielzeit der Verlängerung überschlugen sich die Ereignisse, als Luis Suarez nach einem Handspiel auf der Torlinie Rot sah, Asamoah Gyan den fälligen Elfmeter jedoch an die Latte knallte und zum tragischen Helden wurde.

Zur Erleichterung der Afrikaner konnte Kevin-Prince Boateng nach seiner im USA-Spiel erlittenen Oberschenkelverletzung von Beginn an mitwirken. Der Mittelfeldspieler wirkte allerdings zunächst etwas gehemmt. Dies war ein Grund dafür, dass Ghana nur schwer ins Spiel fand. Dank der größeren Ballsicherheit kontrollierte Uruguay die Partie zunächst und erarbeitete sich einige gute Möglichkeiten. Von Ghana war eine halbe Stunde lang nichts zu sehen, doch plötzlich waren die "Black Stars" da. Nach einer Ecke verfehlte Abwehrspieler Isaac Vorsah per Kopf nur um Haaresbreite das 1:0. Eine Minute später strich ein Schuss von Asamoah Gyan nach Vorarbeit Boatengs ähnlich knapp am Pfosten vorbei.

Die von den Vuvuzelas lautstark nach vorn getriebenen Ghanaer beherrschten nun die Szenerie. Den "Urus" war die Verunsicherung anzumerken, in der Defensive ging es beim Weltmeister von 1930 und 1950 nun drunter und drüber. In der 45. Minute verpasste Boateng, der nach seinem verhaltenen Beginn wieder Denker und Lenker im Spiel seiner Mannschaft war, mit einem spektakulären Fallrückzieher die Führung. Für den längst fälligen Jubel sorgte dann Muntari in der Nachspielzeit. Der Mittelfeldspieler, der im Turnierverlauf wegen heftiger Trainer-Schelte kurz vor dem Rausschmiss und erstmals in der Startelf stand, überwand Uruguays Torwart Fernando Muslera mit einem Schuss aus 30 Metern.

Nach dem Wechsel wogte das Geschehen auf und ab. Forlan brachte Uruguay mit seinem Freistoßtor aus 20 Metern, bei dem Kingson eine unglückliche Figur abgab, ins Spiel zurück. Ghana wirkte jedoch keineswegs geschockt und hätte durch Gyan (58.) erneut in Führung gehen können. Muslera fischte den Flachschuss aus dem unteren Eck. Auf der Gegenseite hatte Suarez nach Vorarbeit von Forlan seinen vierten WM-Treffer auf dem Fuß, verfehlte das Gehäuse per Direktabnahme aber knapp. 20 Minuten vor Ultimo scheiterte der Torjäger von Ajax Amsterdam am dieses Mal glänzend reagierenden Kingson. Auch bei einem Kopfball des brandgefährlichen Stürmers (78.) rettete Ghanas Keeper bravourös.

Uruguay: Muslera - Maximiliano Pereira, Lugano (38. Scotti), Victorino, Fucile - Alavaro Fernandez (46. Lodeiro), Perez, Arevalo Rios - Cavani (76. Abreu), Suarez, Forlan.

Ghana: Kingson - Inkoom (74. Appiah), Pantsil, Vorsah, John Mensah, Sarpei - Annan, Kevin-Prince Boateng - Asamoah, Muntari (88. Adiyiah) - Gyan.

Tore: 0:1 Muntari (45.), 1:1 Forlan (55.).

Elfmeterschießen: 2:1 Forlan, 2:2 Gyan, 3:2 Victorino, 3:3 Appiah, 4:3 Scotti, Mensah verschießt, Pereira verschießt, 4:4 Adiyiah verschießt, 5:3 Abreu.

Schiedsrichter: Benquerenca (Portugal).

Zuschauer: 84 017.

Rote Karte: Suarez (Handspiel, 120.)

Gelbe Karten: Fucile (2), Perez - Pantsil, Sarpei, Mensah.