Auch nach krassen Fehlentscheidungen dürfte sich nichts ändern

Johannesburg. Die krasse Fehlentscheidung wurde genüsslich in Zeitlupe auf den Videoleinwänden gezeigt. Der gefühlvolle Lupfer des Superstars Lionel Messi und das Kopfballtor von Carlos Tevez zum 1:0 für Argentinien im Achtelfinale gegen Mexiko - oder eben nicht. Denn Tevez stand klar im Abseits, die meisten im Stadion hatten es spätestens bei der Videovorführung gesehen.

Nur Schiedsrichter Roberto Rosetti aus Italien nicht. Obwohl die Szene noch einmal eingespielt wurde und die Mexikaner protestierten, blieb Rosetti bei seiner Entscheidung. Nach dem vom uruguayischen Papageienzüchter Jorge Larrionda nicht gegebenen Tor des Engländers Frank Lampard zum möglichen 2:2 gegen die Deutschen im Achtelfinale war es die zweite Fehlentscheidung an diesem Tag. "Diese Ungerechtigkeit hat uns aus dem Tritt gebracht", sagte Rafael Marquez, Mexikos Kapitän.

Wie immer in solchen Fällen wird der Ruf nach technischen Hilfsmitteln laut, die menschliches Versagen bei strittigen Torszenen korrigieren könnten. Franz Beckenbauer forderte nach dem Sieg der Deutschen: "Der vierte Offizielle hätte etwas sagen müssen. Warum sitzt der da draußen? Er hat ja einen Bildschirm, er hat ja den Videobeweis. Dann gibt er einen Hinweis, und es gibt ein Tor", sagte er.

Doch das ist nach Lage der Dinge ausgeschlossen. Nach den Richtlinien des Fußball-Weltverbandes Fifa ist der Videobeweis kein zulässiges Hilfsmittel. Während der frühere Schiedsrichter Markus Merk "Wettbewerbsverzerrung" sah, sprach Fifa-Generalsekretär Jerome Valcke von "Entscheidungen, die keine guten waren".

Ändern wird sich nichts. Von Chips im Ball oder hochauflösenden Kameras hält der Weltverband nichts. "Fifa und Uefa wollen den fünften und sechsten Offiziellen, also den Torrichter", sagte Eugen Strigel, Mitglied der Schiedsrichterkommission beim DFB.

Überdies können Änderungen nur vom International Football Association Board (IFAB) eingeführt werden, das seit 124 Jahren die Regeln hütet. Das hat sich zuletzt am 6. März dagegen entschieden. Fifa-Chef Joseph Blatter sprach ein Machtwort: Der Fußball verliere seine Faszination, "wenn er wissenschaftlich wird".

Eine These, die der deutsche Trainer Christoph Daum stützt. Fehlentscheidungen gehörten zum Fußball, meint er. "Worüber wird denn heute an den Stammtischen, in Cafés oder unter den Kollegen diskutiert? Debatten wie diese machen auch die Faszination des Fußballs aus."