Das Achtelfinalduell der Erzrivalen Spanien und Portugal ist auch das Kräftemessen der Torjäger Ronaldo und Villa

Kapstadt. Für Portugal spielt ein Außerirdischer. Die Südafrikaner sind sich sicher. Sie haben rund um das Hotel der Nationalmannschaft Plakate mit einem Foto von Cristiano Ronaldo aufgehängt. "Die Macht ist hier", steht darauf. In Anlehnung an den Kultfilm "Star Wars", in dem die Macht für eine Kraft steht, welche die Galaxie zusammenhält. Dabei sind die Leistungen Ronaldos bei der WM bislang absolut von dieser Welt. Nicht schlecht, aber auch nicht außergewöhnlich. Problem: Außergewöhnliche Dinge erwarten nicht nur die Fans, sondern auch Mitspieler und Trainer von dem 25 Jahre alten Superstar. Er soll zuverlässig überraschen. Gerade heute (20.30 Uhr/ZDF), wenn es im Achtelfinale gegen den Erzrivalen Spanien geht.

Es ist nicht nur das Aufeinandertreffen zweier Nachbarländer. Es ist vor allem das Duell Ronaldo von Real Madrid gegen David Villa, 28, vom FC Barcelona. Portugiesische Ballkunst gegen spanische Angriffswucht. 96 Millionen gegen 40 Millionen Euro Ablöse. 33 Saisontore gegen 28 Saisontore. Weltfußballer von 2008 gegen Torschützenkönig der Europameisterschaft 2008. Viel gegen sehr viel Haargel. "Wir dürfen ihm nur wenig Raum zur Entfaltung geben", sagt Spaniens Trainer Vicente del Bosque über Ronaldo, und sein Gegenüber Carlos Queiroz warnt: "Villa ist ein Klassespieler. Auf ihn müssen wir achten."

Mit drei Treffern gehört Villa zu den erfolgreichsten Torschützen des Turniers. Ihm gelingt bislang fast alles. Seine Schüsse landen im Tor, Ronaldos bislang meist nur an der Latte, dem Pfosten oder den Werbebanden daneben. Auch seine berühmten Freistöße fanden nicht ihr Ziel. Nur beim 7:0 in der Vorrunde gegen Nordkorea traf er nach zwei Jahren mal wieder für die Nationalelf. Am erfolgreichsten ist er derzeit in der virtuellen Welt: Beim Internetportal "Facebook" ist er der erste Sportler, der mehr als fünf Millionen Fans hat. Als er kürzlich ein Foto von sich und Brasiliens Mittelfeldstar Kaka hochlud, schrieben innerhalb von wenigen Stunden 13 000 Menschen ihre Meinung dazu. "Dass ich so viele Fans habe, macht mich stolz", sagt Ronaldo. Bei der WM ist er noch mehr Frauenschwarm als sonst. Die Südafrikanerinnen sprechen jeden Tag über ihn. Vor allem die zwischen 14 und 25 Jahren. Ronaldo dankt es ihnen bei den öffentlichen Trainingseinheiten mit einem Lächeln und Winken.

David Villa ist zurückhaltender und begeistert die Zuschauer vielmehr damit, dass er mit beiden Füßen enorm platziert und hart schießt. Als Kind brach er sich das rechte Bein, und weil er trotz Gips zu Hause mit einem Ball spielte, benutzte er einfach das linke. "Manchmal muss man erst leiden, bevor man etwas erreichen kann", sagt er. Und man muss Glück haben: Villas Ohrfeige gegen Emilio Izaguirre im Gruppenspiel gegen Honduras (2:0) ahndeten weder der Schiedsrichter noch der Weltverband Fifa. Gegen Portugal, verspricht Villa, wird er sich unter Kontrolle haben. "Meine Familie bringt mir Glück." Seine Angehörigen beten für ihn. Er ist in so guter Form, dass seinem Sturmkollegen Fernando Torres nur eine Nebenrolle bleibt. Der Profi vom FC Liverpool ist noch ohne WM-Tor und muss um seinen Platz in der Startelf bangen. Sogar Raul hat er in der Liste der spanischen Torschützen bald eingeholt: Die Stürmer-Legende traf in 102 Spielen für sein Land 44-mal, Villa hat in nur 58 Spielen schon 40 Tore erzielt.

Ronaldos Mannschaft will das 59. unbedingt verhindern, die Portugiesen haben etwas gutzumachen. In der Qualifikation zur WM 1934 in Italien verloren sie gegen Spanien 0:9. Es ist bis heute ihre höchste Niederlage. Ronaldo versucht, sowenig es geht an diese Schmach zu denken. Er konzentriert sich allein auf seine Leistung und studiert die Stärken und Schwächen Spaniens. "Ich will der Beste sein", sagt er. Er meint wohl: der Beste der Welt. Die südafrikanischen Fans dürften es hingegen wieder auf die Galaxie beziehen. Spätestens bei einem entscheidenden Tor von ihm heute Abend.

Spanien: Casillas - Ramos, Pique, Puyol, Capdevila - Busquets - Xavi, Xabi Alonso - Iniesta, Villa - Torres.

Portugal: Eduardo - Ricardo Costa, Carvalho, Alves, Duda - Pepe - Tiago, Meireles - Danny, Fabio Coentrao - Ronaldo.

Schiedsrichter: Baldassi (Argentinien).