Das Fußball-Schauspiel in Bloemfontain: Bundestrainer Joachim Löw und seine Mannschaft feiern den Einzug ins Viertelfinale, England leidet und trauert

Es war schon wieder ein Spiel für die Geschichtsbücher. Wie jedes Mal, wenn eine deutsche und eine englische Mannschaft bei einer Fußball-Weltmeisterschaft aufeinandertreffen, war auch an diesem Nachmittag in Bloemfontein ein Drama garantiert. Hoch bezahlte Bühnenstars führten ein Stück auf, das seinen Preis wert war. Das Fußballfest im Free-State-Stadion bot Versatzstücke, die kein Regisseur hätte besser inszenieren können.

Erster Akt: Das Comeback. Ein mitreißendes Tor des eigentlich verfemten und nach seinem Platzverweis gegen Serbien zutiefst verunsicherten Miroslav Klose.

Zweiter Akt: Der Vollstrecker. Ein ähnlich sehenswerter Treffer des zuletzt glücklosen Lukas Podolski.

Dritter Akt: Die Verunsicherung. Ein Anschlusstor der Engländer, bei dem die deutsche Hintermannschaft einem Hühnerhaufen glich und Schlimmeres befürchten ließ.

Vierter Akt: Rendezvous mit der Geschichte. Ohne Gnade wurde die Regel "Tor ist (nur), wenn der Schiedsrichter pfeift" bestätigt, als eine Variation des "Wembley-Tores" mit umgekehrten Vorzeichen.

Fünfter Akt: Die wilde 13. Wenn ein deutscher Müller bei der WM die Nummer 13 trägt, schießt er auch Tore.

Dass die Souffleure auf der deutschen und der englischen Bank, Joachim Löw und Fabio Capello, zwei Grandseigneure des gehobenen Dramas, lautstark ihre Regieanweisungen aufs Spielfeld brüllten, ging im Lärm der Vuvuzelas auf den billigen Plätzen unter. Am Ende war das Schauspiel von Bloemfontein ein wenig einseitig, weil die Verlierer von der Insel die Sinnlosigkeit ihrer Bemühungen einsahen. Im Skript des Dramas war ihre Niederlage wohl programmiert.

Bundeskanzlerin Angela Merkel übte im fernen Kanada eine erste positive Kritik: "Es hat in den Beinen und in den Köpfen alles gestimmt, daher kam es zu diesem wunderbaren Spiel." Ein Kommentar, der zum Auftritt ihrer eigenen Mannschaft derzeit kaum passt. Im Übrigen äußerte sie Mitleid mit den Verlierern. Gefühle, die auch ihr nicht fremd sind.