Durban. Taktik statt Kabinettstückchen, Ballgeschiebe statt Fußballkunst - doch der Zweck heiligte die Mittel. Brasilien und Portugal zogen am letzten Vorrundenspieltag wie erwartet ins Achtelfinale ein, ihr Aufeinandertreffen jedoch bestand aus insgesamt 95 Minuten Langeweile. 0:0 endete das Spiel um den Sieg in der Gruppe H, beide Mannschaften hatten offenbar schon vorher beschlossen, sich nicht zu verausgaben. Am Ende umarmten sich Brasilianer und Portugiesen wie Brüder.

"Beide Teams waren darauf aus, den Ball in den eigenen Reihen zu halten", stellte Brasiliens Mannschaftskapitän Lucio nach einem Spiel ohne große Höhepunkte sehr treffend fest. Portugals Superstar Cristiano Ronaldo, aus unerfindlichen Gründen zum "Man of the Match" gekürt, war dagegen sehr zufrieden mit dem Auftritt der Iberer: "Wir sind voller Selbstvertrauen, uns ist egal, wen wir in der nächsten Runde bekommen." In der Tat ist eine gewisse Arroganz angebracht: In ihren vergangenen 26 Spielen sind die Portugiesen nun 23-mal ohne Gegentreffer geblieben.

Portugals Trainer Carlos Queiroz fand daher die persönliche Auszeichnung von Ronaldo fehl am Platz: Wenn er bei der Vergabe etwas zu sagen hätte, betonte er, "hätte ich das ganze Team Portugal ausgezeichnet".

"Portugal hat hinten drin gestanden und mit seinen schnellen Stürmern auf Konter gehofft", sagte Brasiliens Torhüter Julio Cesar, der allerdings einen entspannten Nachmittag verbrachte. Wie seine Mannschaftskollegen betonte auch der Schlussmann, dass der Erfolg die Mittel heilige: "Es war eine schwere Gruppe, in der wir Erster geworden sind", sagte der Torwart vom Champions-League-Sieger Inter Mailand. Zugleich versicherte er: "Wir werden erst nach dem 11. Juli nach Brasilien zurückfliegen, bis dahin sind es jetzt noch vier Spiele."

Wie schon beim 2:1 gegen Nordkorea und beim 3:1 gegen die Elfenbeinküste stand im Gruppenfinale auch für die Brasilianer das Ergebnis an erster Stelle. Sie waren immerhin stets um einen Treffer bemüht. Die beste Gelegenheit dazu ergab sich schon in der 30. Minute: Nach einer Flanke von Luis Fabiano ließen Portugals selten unaufmerksame Innenverteidiger Ricardo Carvalho und Bruno Alves den Ball passieren, den Schuss von Nilmar aus drei Metern lenkte Portugals Torhüter Eduardo aber an die Latte.

Portugal: Eduardo - Ricardo Costa, Carvalho, Alves, Duda (54. Simao) - Pepe (64. Pedro Mendes) - Tiago, Meireles (84. Miguel Veloso) - Danny, Fabio Coentrao - Ronaldo.

Brasilien: Julio Cesar - Maicon, Lucio, Juan, Michel Bastos - Alves, Gilberto Silva, Felipe Melo (44. Josué) - Baptista (82. Ramires) - Nilmar, Luis Fabiano (85. Grafite).

Schiedsrichter: Archundia (Mexiko). Zuschauer: 62 712. Gelbe Karten: Duda, Pepe, Tiago, Fabio Coentrao - Luis Fabiano, Felipe Melo, Juan.