Simone Buchholz über die Übertragung des Portugal-Länderspiels

Entschuldigung, aber wir müssen dringend über Schuhe sprechen. Über schmal geschnittene Schuhe in zartem Flieder und Orange, mit Neonfarben auf der Sohle. Über sonnengelbe Schläppchen mit diagonaler Schnürung. Über blitzsauberes, elegantes Weiß. Ich rede hier nicht von Christian Louboutins, Jimmy Choos oder Manolo Blahniks. Ich rede hier von Fußballschuhen. Von Buffern, Tretern, männlichen Sportgeräten. Und ich bin entsetzt über das, was mir da inzwischen unter die Nase gehalten wird. Es ist ja so: Ich freue mich auf ein Fußballspiel. Auf Männer und Tempo und Kampfgeist. Ich freue mich auf Dreck und Blut und Feuer, ich freue mich da jeden Tag wieder drauf, und was kriege ich, wenn ich die Übertragungen aus Südafrika anschaue? Sex and the City! Gerade bei einem Spiel zwischen den zickigen Brasilianern und der niedlichen Cristiano-Ronaldo-Truppe ist die Dichte an exaltierten Schuhfarben ziemlich hoch, für meinen Geschmack zu hoch. Es würde mich nicht wundern, wenn einer von denen demnächst mit einem Schirmchen am Schnürsenkel aufläuft.

Ich finde diese neuen Fußballschuhe äußerst frustrierend. Ja, die sind politisch superkorrekt, weil sie aus Kunststoff sind und nicht aus Leder und dafür keinem Kälbchen ein Haar gekrümmt werden musste. Ja, das Zeug ist technisch der heiße Scheiß, ein High-End-Produkt, gemacht für den perfekten Schuss. Aber, verdammt noch mal, es ist Weiberkram! Fußball mit solchen Schuhen, das ist etwa so, als würde ich Tour de France bestellen und Tour de Franziska bekommen, mit Team Chanel und Team Shiseido und dem bonbonfarbenen Trikot für die Nagellackwertung.

Ich bin ein altmodisches Mädchen. Ich will braune oder schwarze Lederschuhe. Gerne mit Schraubstollen.

Kriege ich nicht?

Gibt's nicht mehr?

Okay, liebe Fliederfreaks. Dann tragt von mir aus dieses feminine Schuhwerk. Dann hört aber auch auf mit dem blöden Männergehabe. Hört auf, den Platz vollzuspucken. Hört auf, euch in aller Öffentlichkeit fröhlich in den Schritt zu fassen. Ja, genau, lieber Douglas Maicon: Finger weg. Taschenbillard im Fernsehen gehört sich nicht. Hört überhaupt einfach auf mit dem Imponiergehabe, das nimmt euch in den Schuhen eh keiner ab.

Ach, das ist jetzt aber unfair? Hey: Wer Schuhe für Damen präsentiert, muss auch damit rechnen, dass welche zuschauen.

Simone Buchholz, 38, lebt als Autorin auf St. Pauli.