Nelspruit. Wunder verpasst, Ehre gerettet: Didier Drogba und die Elfenbeinküste haben sich gegen hoffnungslos unterlegene Nordkoreaner würdevoll von der WM-Bühne verabschiedet. Das bittere Vorrundenaus konnte das Starensemble von der Elfenbeinküste aber trotz des hochverdienten 3:0 (2:0) nicht mehr abwenden. Wie schon 2006 mussten die vor Turnierbeginn als Geheimfavoriten gehandelten Ivorer frühzeitig die Heimreise antreten. Die Tore durch Yaya Touré (14.), Romaric (20.) und Salomon Kalou (82.) waren da nur ein geringer Trost.

Als es darum ging, das Duell mit den überforderten Asiaten in ein Schützenfest zu verwandeln, war Drogba voranmarschiert. Er rannte, er kämpfte, er schrie seine Verzweiflung heraus - doch als Afrikas letzter Superstar die WM-Bühne verließ, lief er eine Ehrenrunde und lächelte. Er verschenkte sein Trikot, seine Schuhe und präsentierte sich mit nacktem Oberkörper ein letztes Mal den begeisterten Fans. Dann ging er als Letzter in die Kabine, als wolle er seine letzten WM-Momente unbedingt noch aufsaugen. Traurig, aber nicht am Boden zerstört war das Aushängeschild des afrikanischen Fußballs nach dem Vorrundenaus. "Ich bin ein bisschen enttäuscht. Aber wir sind gegen Portugal und Brasilien gescheitert, deshalb bin ich heute nicht deprimiert", sagte er anschließend. "Ich bin eher stolz."

Nach dem Abpfiff warf Drogba Handküsschen ins Publikum, schüttelte dem Schiedsrichter die Hand und verschwand schließlich. Ob er jemals wieder an einer WM teilnehmen kann, ist fraglich. Drogba ist schon 32.

Dass das Wunder ausblieb, war keine Überraschung mehr: Schon kurz nach der Halbzeit hatten die "Elefanten" den Glauben an ihren ersten WM-Achtelfinaleinzug verloren. Das 3:0 gegen Nordkorea war wertlos, weil Portugal gegen Brasilien ein Unentscheiden erreicht hatte.

Trainer Sven-Göran Eriksson bekräftigte nach dem Spiel noch einmal seinen Abschied. "Es war von Beginn an klar, dass nach der WM meine Arbeit beendet ist", sagte der Schwede: "Ich kann der Mannschaft nicht böse sein. Die Zukunft gehört diesem Land, diesen Jungs. Es war sehr schwierig, acht Tore erzielen zu müssen." Die Elefanten waren zum Stürmen verdammt, und das taten sie auch. Nach den ersten beiden Auftritten ohne Sieg und ohne Zauber wollten die sie schnell den Vorwurf widerlegen, zu defensiv aufzutreten. Mit Erfolg: Bereits nach 51 Sekunden hätten die Afrikaner den Torreigen eröffnen können, aber Abdulkader Keita scheiterte an Keeper Ri Myong-guk. Erst ein Schuss von Yaya Touré von der Strafraumgrenze brach den Bann. Das zweite Tor bereitete Drogba dann persönlich vor. Er legte sich den Ball mit einer geschmeidigen Annahme selbst vor und donnerte ihn an die Latte. Romaric staubte per Kopf ab.

Hatten die Nordkoreaner mit ihrer kompakten Defensive Brasilien und Portugal jeweils in den ersten 45 Minuten fast zur Verzweiflung getrieben, durfte sich der Afrikameister von 1992 über unverhoffte Räume freuen. Die Asiaten waren an einem offensiven Spiel überhaupt nicht interessiert und verteidigten mit Mann und Maus. Allerdings zeigte Nordkorea auch dabei noch zahlreiche Unzulänglichkeiten, die Elfenbeinküste kam regelmäßig zu Torchancen. Obwohl Romaric (17.) und Gervinho (38.) vor der Pause noch den Pfosten trafen, ließen die Ivorer aber die letzte Konsequenz vermissen. So stand zur Halbzeit zwar das beeindruckende Torschussverhältnis von 14:2 zu Buche. Doch die minimale Hoffnung auf das Weiterkommen war mit zu diesem Zeitpunkt sieben Toren Rückstand auf Portugal noch weiter gesunken.

Nach dem Wiederanpfiff verflachte die Partie endgültig. Die Asiaten zeigten etwas mehr Gegenwehr, verharrten aber in ihrer Mauertaktik. Der Elfenbeinküste fiel auch nicht mehr ein. Statt schneller Kombinationen versuchten die Ivorer mit Weitschüssen zum Erfolg zu kommen, die wie bei den Versuchen von Romaric (68.) oder Kalou (70.) keinen Erfolg brachten. Der späte Treffer durch Kalou war nicht mehr als ein Tor für die Galerie.

Nordkorea: Ri Myong-guk - Cha Jong-hyok, Pak Chol-jin, Ri Jun-il, Ri Kwang-chon, Ji Yun-nam - Mun In-guk (67. Choe Kum-chol), An Yong-hak, Pak Nam-chol - Hong Yong-jo - Jong Tae-se.

Elfenbeinküste: Berry - Eboué, Kolo Touré, Zokora, Boka - Yaya Touré, Tioté, Romaric (79. Doumbia) - Keita (64. Kalou), Drogba, Gervinho (64. Dindane).

Tore: 0:1 Yaya Touré (14.), 0:2 Romaric (20.), 0:3 Kalou (82.).

SR.: Undiano (Spanien). Z.: 34 763.