Pretoria. Ein Sieger, zwei Gewinner: Spanien hat nach einem holprigen Turnierstart mit einem Endspurt auf der Zielgeraden das Achtelfinale erreicht. Der Mitfavorit gewann sein abschließendes Gruppenspiel gegen Chile, das ebenfalls in die K.-o.-Runde einzog, mit 2:1 (2:0) und korrigierte damit die Pleite zum Auftakt gegen die Schweiz (0:1). David Villa (24.) mit seinem dritten Turniertor und Andres Iniesta (37.) trafen für den Europameister. Rodrigo Millar erzielte mit einem abgefälschten Schuss (47.) das Tor für die Südamerikaner. Spanien trifft als Erster der Gruppe H nun auf Portugal. Weil die Schweiz nur ein 0:0 gegen Honduras erreichte, kam trotz der Niederlage auch Chile weiter; Gegner in der Runde der letzten 16 ist Rekordweltmeister Brasilien. Die Chilenen stehen erstmals seit 1998 wieder in einem WM-Achtelfinale. Allerdings müssen sie dort auf Marco Estrada verzichten, der nach einem unglücklichen Zusammenstoß mit Fernando Torres kurz vor dem 0:2 die Gelb-Rote Karte sah.

Die 41 958 Zuschauer im Stadion "Loftus Versfeld" von Pretoria sahen 80 Minuten lang eine rasante und spannende Partie mit viele Torszenen. Die Spanier erwischten den besseren Auftakt. Torres stand in den Anfangsminuten gleich zweimal im Mittelpunkt. Erst köpfte der Stürmer vom FC Liverpool nach einem Freistoß von Xavi übers Tor (4.), dann konnte Gonzalo Jara noch vor dem einschussbereiten Spanier klären (5.). Chiles Torhüter Claudia Pravo verhalf den Spaniern in der 24. Minute zur Führung. Der Keeper wagte sich bei einem Klärungsversuch gegen Torres weit aus seinem Strafraum, doch der Abpraller landete genau bei Villa. Der Neuzugang des FC Barcelona schaltete blitzschnell und schlenzte den Ball aus rund 35 Metern von der Seitenlinie über Bravo hinweg ins Tor.

Kurz darauf schien die Partie entschieden, als Andres Iniesta mit einem Schuss aus dem Hinterhalt in der 37. Minute auf 2:0 erhöhte. Unmittelbar vor dem Treffer hatten sich die Laufwege von Estrada und Torres gekreuzt, der Spanier kam dabei zu Fall. Schiedsrichter Marco Rodriguez zeigte dem Chilenen zur allgemeinen Überraschung dafür dessen zweite Gelbe Karte im Spiel und schickte ihn anschließend mit Gelb-Rot vom Platz.

Mit gesenkten Köpfen schlichen die Chilenen in die Kabine. Zwei Tore Rückstand und ein Mann weniger auf dem Feld - die Lage schien aussichtslos. Doch Trainer Marcelo Bielsa baute seine Mannschaft wieder auf und brachte zur zweiten Halbzeit mit Esteban Paredes und Millar zwei neue Spieler. In der 47. Minute überraschte Millar mit einem von Gerard Pique noch abgefälschten Weitschuss aus 17 Metern Spaniens Keeper Casillas zum 1:2.

Spaniens Trainer Vicente del Bosque reagierte auf den Anschlusstreffer der Chilenen und stärkte die Defensive seiner Mannschaft. In der 55. Minute musste Torres vom Platz, dafür kam mit Cesc Fabregas ein weiter Mittelfeldspieler. Die Iberer zogen sich in der Folgezeit etwas mehr zurück und schalteten nur noch gelegentlich den Vorwärtsgang ein. So in der 63. Minute, als Waldo Ponce vor dem einschussbereiten Villa klärte. Eine Minute darauf setzte sich Iniesta am linken Flügel durch, doch sein Pass vor Tor fand keinen Abnehmer. In den letzten zehn Minuten einigten sich beide Teams stillschweigend auf ein Stillhalteabkommen. Die Spanier ließen den Ball durch die eigenen Reihen laufen, die Chilenen griffen sie nicht mehr an. Ein Hauch des Nicht-Angriffspakts zwischen Deutschland und Österreich von der WM 1982 ("Die Schande von Gijon") wehte in diesem Moment durchs Stadion. Doch diesmal gab es keinen geschädigten Dritten.

Chile: Bravo - Isla, Medel, Ponce, Jara - Vidal, Estrada, Gonzalez (46. Millar) - Valdivia (46. Paredes) - Sanchez (65. Orellana), Beausejour.

Spanien: Casillas - Ramos, Pique, Puyol, Capdevila - Busquets - Xavi, Xabi Alonso (73. Martinez) - Iniesta, Villa - Torres (55. Fabregas).

Tore: 0:1 Villa (24.), 0:2 Iniesta (37.), 1:2 Millar (47.). Schiedsrichter: Rodriguez (Mexiko). Zuschauer: 41 958. Gelb-Rote Karte: Estrada wegen wiederholten Foulspiels (37.). Gelbe Karten: Medel, Ponce.