Nach Griechenlands Vorrundenaus steht der Trainer vorm Abgang

Polokwane. Ein bisschen erinnerte Otto Rehhagel an Franz Beckenbauer nach dem WM-Triumph 1990 in Rom: Für einen Moment lang stand der 71 Jahre alte Fußballlehrer gedankenverloren auf dem Platz des Stadions "Peter Mokaba", dann schaute er sich die zwei Gegentreffer auf der Anzeigetafel an, ließ den Blick über die Tribünen schweifen und ging in die Kabine. Es dürfte Rehhagels Abgang von der großen Fußballbühne gewesen sein.

Rehhagel machte nach dem 0:2 seiner Griechen gegen den zweimaligen Weltmeister Argentinien aus seiner Zukunft ein großes Geheimnis. Die griechischen Medien stimmten am Tag nach dem WM-Aus aber bereits den feierlichen Abgesang an. "Danke, Otto!", titelte die Zeitung "Sportday" - auf Deutsch. Das Blatt "Exedra" schrieb vom "Ende einer Ära". Rehhagel mauerte dagegen auch in Bezug auf seine Zukunft. "Das ist meine Privatsache. Das gebe ich zum jetzigen Zeitpunkt überhaupt nicht bekannt", sagte der gebürtige Essener und blockte jegliche Fragen in diese Richtung ab.

Der Huldigung seiner Untertanen konnte sich "König Otto" auf jeden Fall noch einmal gewiss sein. "Mit dir haben wir Griechen gelernt, wozu wir fähig sind. Bei der letzten Vorstellung haben wir 75 Minuten lang geträumt", schrieb "Sportday". Für "Goalnews" war es "ein Abschied mit erhobenem Haupt". Das Ende von Rehhagels Amtszeit nach neun Jahren gilt als beschlossene Sache. Dass der Vertrag seines Assistenztrainers und Dolmetschers Ioannis Topalidis nicht verlängert wird, ist ein weiterer Fingerzeig. In Griechenland wird seit langem über die Erben von "Rehakles" spekuliert. Als mögliche Nachfolger gelten der Portugiese Fernando Santos oder der Bosnier Dusan Bajevic.

Rehhagel lobte noch einmal seine Spieler und zog trotz des Scheiterns in der Vorrunde ein positives Fazit. "Die Mannschaft hat immer mit Herz und Begeisterung gespielt. Sie hat aus ihren Möglichkeiten das Beste herausgeholt. Man darf nicht vergessen, dass wir gegen Nigeria den ersten WM-Sieg für Griechenland gefeiert haben. Und auch den Argentiniern haben wir etwas weh getan", sagte Rehhagel. Es hörte sich an wie ein feierlicher Abgesang.

Rehhagel hob hervor, dass er seit 2001 die Griechen in der Weltrangliste von Platz 65 auf Rang 13 geführt hatte. Höhepunkt seiner Regentschaft war der sensationelle EM-Triumph 2004. Danach hoben sie Rehhagel auf den Olymp, wo er für immer einen Ehrenplatz sicher haben wird.