4:2 gegen Portugal: Der Weltmeister und Titelverteidiger konnte in 120 Minuten nicht überzeugen. Fàbregas wurde zum Matchwinner

Donezk. Der eingewechselte Cesc Fàbregas durfte sich nach einem dramatischen Elfmeterschießen als Matchwinner feiern lassen, Titelverteidiger Spanien steht als erster Teilnehmer des EM-Endspiels am Sonntag in Kiew fest. Den neunten Elfmeter verwandelte Fàbregas nach einer torlosen Begegnung über 120 Minuten zum entscheidenden 4:2 über Portugal.

Dabei war Spaniens Xabi Alonso als erster Schütze schon an Patricio gescheitert, doch Schlussmann Iker Casillas hielt ebenfalls den Versuch von Portugals Joao Moutinho. Andres Iniesta, Gerard Piqué, Sergio Ramos und Fàbregas machten es anschließend besser. Für Portugal trafen nur Pepe und Nani, ehe Bruno Alves den Ball an die Latte setzte und Spanien das Tor zum Finale öffnete. Der Titelverteidiger wartet nun auf Deutschland oder Italien, die heute den zweiten Finalisten ermitteln. Siegt Deutschland, kommt es zur Neuauflage des EM-Endspiels von 2008, als die Spanier 1:0 siegten.

Es war ein glücklicher Erfolg des Favoriten. Im Spiel stotterte die Passmaschinerie des Welt- und Europameisters Spanien über 90 Minuten. Gegen mutig aufspielende Portugiesen, die das "Tiki-Taka"-Spiel des Titelverteidigers weitgehend verhinderten, kamen sie in der ersten Hälfte kaum zu Torabschlüssen. Die Selecção schlug sich von der ersten Minute an gut. Vier Mann standen den Spaniern vorne auf den Füßen, und es dauerte erstaunliche sechseinhalb Minuten, bis Jordi Alba den 21. Pass an den Mann brachte. Es war der 3000. Spaniens im Turnier.

Die forsche Spielweise der Portugiesen hatte den Nachteil, dass sich den spanischen Ballkünstlern einige Räume öffneten, sobald das Pressing überwunden war. Alvaro Arbeloa, einer von insgesamt sieben Spielern des spanischen Meisters Real Madrid auf dem Feld, bekam den Ball bestens serviert, schoss jedoch mit dem Außenrist knapp über das Tor (9.). Barcelonas Iniesta zirkelte aus bester Position ebenfalls etwas zu hoch (29.). Es blieben die einzigen Chancen der ersten 45 Minuten.

Superstar Cristiano Ronaldo, darin waren sich alle Spanier einig, war der Mann, den es auszuschalten galt. Doch das gelang von Beginn an nicht immer. In der 13. Minute reichte auch ein vierköpfiger "Geleitschutz" nicht, Ronaldo kam zum Flanken, doch Torhüter Iker Casillas war da, bevor der für Helder Postiga (Muskelverletzung) in die Startelf gerückte Hugo Almeida an den Ball kam. Nach einer halben Stunde hätte Ronaldo mit einem Flachschuss aus 16 Metern beinahe das 1:0 erzielt. Es fehlten Zentimeter.

Die Portugiesen wiederholten nicht den Fehler der Franzosen, die im Viertelfinale beim 0:2 wie das Kaninchen vor der Schlange gewirkt hatten. Trainer Paulo Bento ließ sein Team angreifen. Das nervte die nun 19 Spiele ungeschlagenen Spanier, die Philosophie totaler Kontrolle war erst mal nicht umzusetzen. Sein einschläferndes "Handball-Spiel" in der gegnerischen Hälfte konnte der Weltmeister nicht aufziehen. Trainer Vicente del Bosque, normalerweise die Ruhe selbst, tigerte in der Coaching-Zone auf und ab, gestikulierte, motzte in seinen mächtigen Schnäuzer, als Cristiano Ronaldo aus 22 Metern draufgehalten hatte (24.).

Auch zu Beginn der zweiten Hälfte sorgten die Portugiesen mit ihrer dicht gestaffelten Formation für Verzweiflung bei den Spaniern. Del Bosque reagierte früh und brachte Fàbregas für den völlig wirkungslosen Alvaro Negredo (54.) und Jesus Navas für David Silva (60.). Erstmals für Gefahr sorgte dennoch erneut Portugal durch Almeida (59.). Ronaldo mit einem Freistoß aus 25 Metern (73.) und einem weiteren Versuch aus 20 Metern (83.) zielte anschließend eine Etage zu hoch. Spanien enttäuschte im zweiten Durchgang und kam zu keiner nennenswerten Chance. Sturmstar Fernando Torres musste die Partie dennoch über die gesamte Dauer auf der Ersatzbank verfolgen. In der Verlängerung drehte der Favorit gegen müde Portugiesen noch einmal auf. Die beste Chance des Spiels hatte Iniesta (104.), der aus kurzer Distanz an Patricio scheiterte. Die Entscheidung aber fiel vom Elfmeterpunkt.

Portugal: 12 Patricio - 21 Pereira, 2 Alves, 3 Pepe, 5 Coentrao - 16 Meireles (112. Varela), 4 Veloso (106. Custodio), 8 Moutinho - 17 Nani, 9 Almeida (81. Oliveira), 7 Ronaldo. Spanien : 1 Casillas - 17 Arbeloa, 3 Piqué, 15 Ramos, 18 Alba - 16 Busquets, 14 Alonso - 21 Silva (60. Navas), 8 Xavi (87. Pedro), 6 Iniesta - 11 Negredo (54. Fàbregas). Schiedsrichter: Cakir (Türkei). Zuschauer: 49 400. Gelbe Karten: Coentrao (45.), Pepe (61.), Pereira 64.), Alves (86.), Veloso (90+3.). - Ramos (40.), Busquets (60.), Arbeloa (83.), Alonso (113.).