Eine nicht ausgeheilte Knöchelverletzung behindert Bayerns Mittelfeldstar sehr. Indirekt bietet er an, fürs Team auf die Bank zu gehen

Danzig. Bastian Schweinsteiger schleppte sich durch. Die einfachsten Dinge wollten ihm manchmal nicht gelingen. Er rutschte aus, er spielte Fehlpässe, ihm fehlte jegliche Dynamik in seinen Aktionen. Die Erklärung dazu lieferte der 94-malige Nationalspieler nun selbst. Nach dem Einzug der deutschen Fußballnationalmannschaft ins EM-Halbfinale durch das 4:2 gegen Griechenland gab der Führungsspieler erstmals öffentlich zu, dass er sich mit den Folgen einer Verletzung regelrecht durch das Turnier quälen muss. "Um ehrlich zu sein, macht mir mein Knöchel weiter Sorgen", sagte Schweinsteiger der "Welt am Sonntag".

Der Mittelfeldspieler berichtete, dass es sich bei den Problemen um die Folgen eines Außenbandrisses im rechten Sprunggelenk handele, den er sich am 8. Februar im DFB-Pokal-Viertelfinale seines Klubs Bayern München beim VfB Stuttgart (2:0) zugezogen hatte. "Das ist nicht optimal verheilt. Aber die Zeit ist noch nicht gekommen, wo ich mich schonen kann. Wir haben hoffentlich noch zwei Spiele, da beiße ich mich durch. Danach muss ich allerdings sehen, dass ich endlich mal wieder ganz gesund werde", sagte Schweinsteiger.

Man darf nun Vermutungen anstellen, warum Bastian Schweinsteiger dieses bereits seit Wochen laufende Versteckspiel beendete. Die Leistung gegen Griechenland lieferte wohl dazu den rechten Anlass: Ihm unterliefen zum Teil haarsträubende Ballverluste, die gegen einen internationalen Spitzengegner durchaus zu Gegentoren hätten führen können. "Gegen die Griechen sind mir einige Fehlpässe unterlaufen, die mir sonst nie passieren. Diese Fehlpässe brennen sich natürlich ein.Das darf einem Spieler wie mir nicht passieren", sagte Schweinsteiger selbstkritisch.

Was den schwächelnden 27-Jährigen in gewisser Weise rettete: Sein Nebenmann Sami Khedira sprang mit einer starken Leistung in die Bresche und brachte das deutsche Team mit dem Tor zum 2:1 zudem auf den Erfolgsweg. Löw adelte den 25-jährigen Profi von Real Madrid: "Er ist eine wirkliche Führungspersönlichkeit geworden, sehr gut, sehr dynamisch, sehr präsent. Es ist gut für die anderen, die um ihn herum spielen, dass er da ist." Khediras Stärke in seinem 31. Länderspiel schlägt sich auch in seiner Statistik nieder. 90 Prozent seiner Pässe kamen an, er spulte 11,5 Kilometer ab, das zweitgrößte Laufpensum - nach Schweinsteiger (11,8).

Hinter dem Bayern-Profi liegt eine von zahlreichen Verletzungen gekennzeichnete Saison. Ende des vergangenen Jahres fiel er wochenlang nach einem Schlüsselbeinbruch aus. Der Außenbandriss forderte dann wieder eine Zwangspause, Schweinsteiger kam nie in einen Spielrhythmus. Und im Champions-League-Finale am 19. Mai in München gegen den FC Chelsea spielte Schweinsteiger fast über die gesamte Spieldauer inklusive Verlängerung mit einem Bluterguss in der Wade. Diese Probleme brachte er dann am Pfingstsonnabend mit in das DFB-Trainingslager, als er und seine Kollegen von Bayern München die Vorbereitungen auf die EM-Endrunde aufnahmen.

Bundestrainer Joachim Löw hatte Schweinsteiger vor dem Viertelfinale gegen die Griechen im Teamquartier "Dwor Oliwski" in Danzig noch einen Pflegetag und Schonung gewährt. "Er hat zuletzt etwas weniger trainiert,weil er aus dem letzten Spiel heraus Sprunggelenksprobleme hatte", sagte der 52-Jährige. Die Probleme traten nach den intensiven Belastungen in den Gruppenspielen gegen Portugal (1:0), die Niederlande (2:1) und zuletzt gegen Dänemark (2:1) immer deutlicher zutage. Er habe in einem der Spiele einen Tritt auf die operierte Stelle abgekommen, so lautete das medizinische Bulletin der Mannschaftsleitung.

"Ich bin ja fit. Es ist keine Frage der Ausdauer. Es geht um kleine Bewegungen im Spiel, um Explosivkraft. Ich habe vor dem Griechenlandspiel nur das Abschlusstraining absolvieren können. Da fehlt einem etwas", erklärte Schweinsteiger. Er will sich aber weiter in den Dienst der Mannschaft stellen und bot indirekt auch an, einem gesunden Spieler Platz zu machen.

Erster Anwärter darauf wäre sein Klubkollege Toni Kroos, der sich in den vergangenen Wochen über seine Rolle als Ersatzspieler bereits beklagt hatte. "Wenn der Bundestrainer so entscheidet, hätte ich kein Problem damit. Wir haben doch schon gegen Griechenland rotiert. Da kamen mit Marco Reus,Jerome Boateng, André Schürrle und Miroslav Klose neue Spieler ins Team", stellte Bastian Schweinsteiger seine persönlichen Interessen hinter den Teamgedanken zurück.