Nach dem 1:0 gegen Tschechien und dem Halbfinal-Einzug feiert Portugal seinen Superstar, der nicht nur durch Tore glänzt

Warschau. Cristiano Ronaldo ließ lange auf sich warten, und er erschien, Ehrensache, mit neuer Frisur. Die Puskas-Gedenktolle aus dem Spiel hatte er gegen seinen zweiten EM-Schnitt eingetauscht, den Mini-Irokesen. Beide Style-Varianten könnten bald Einzug in die Ruhmeshalle des Fußballs halten, denn der portugiesische Beau ist dabei, ein so dominantes Turnier abzuliefern, wie das schon lange kein einzelner Spieler getan hat.

Ronaldo kam also frisch gestriegelt aus der Kabine und scharte sofort die übliche Heerschar von Neugierigen um sich. Staatsmännisch formulierte der Offensivspieler nach dem hoch verdienten 1:0 gegen Tschechien die Essenz des Abends. "Wir haben eine weitere Etappe geschafft. Die Hoffnung ist groß, aber wir behalten die Beine auf dem Boden. Das Ziel ist das Finale."

Einmal hat sich Ronaldo bei der EM zu etwas pointierten Äußerungen hinreißen lassen, als er nach seinem besorgniserregenden Auftritt gegen Dänemark und verhöhnenden Messi-Rufen von der Tribüne eine Breitseite nach Argentinien schickte: "Wo war Messi denn zu diesem Zeitpunkt bei der Copa America? Ausgeschieden!" Jetzt, da er tatsächlich weitergekommen ist als vor einem Jahr sein Rivale um die individuellen Lorbeeren des Weltfußballs, genießt und schweigt er. Ronaldo spricht jetzt auf dem Platz.

Das Viertelfinale gegen Tschechien jedenfalls war eine einseitige Angelegenheit. Zugunsten Portugals, klar, aber vor allem zu seinen Gunsten. Nach einer holprigen Anfangsphase wurde das Spiel zum Privatduell von "CR7" mit dem Tor. Freistöße, Fernschüsse, Fallrückzieher. Kopfbälle, Alleingänge, Direktabnahmen. Neun Chancen verzeichnete die Spielstatistik allein für den Torjäger von Real Madrid, zwei Pfostenschüsse inklusive; die letzte Möglichkeit, ein Kopfballaufsetzer in der 79. Minute, beförderte Portugal dann ins Halbfinale.

"Wenn ein Spieler wie er in so einer Form ist, macht es das für die ganze Mannschaft leichter", sagte Hugo Almeida, der nach der Verletzung von Helder Postiga eingewechselt worden war. Nationaltrainer Paulo Bento hatte Ronaldo gelobt, als der nach zwei Spielen am Boden lag, diesmal gab es von ihm nur eine Standardfloskel: "Ich rede nicht über die Leistung Einzelner." Er ist immer noch verstimmt, weil seine Mannschaft von heimischen Experten und Medien als seelenlose Schnöseltruppe hingestellt wurde. "Dieser Sieg ist eine Belohnung für eine Gruppe von Spielern, die hart arbeiten und dem Trikot Portugals zu Würde und Ehre gereichen", trat er dezent nach.

Aber die Kritik ist inzwischen sowieso verstummt. Zwei Siege fehlen bis zum Triumph für ein Team, das immerhin schon mal die "Generation Ronaldo" ist. Pepe, Joao Moutinho, Raul Meireles, Nani - die weiteren Schlüsselspieler sind in etwa gleich alt wie der 27-Jährige. "Glaubt weiter, so wie wir weiterglauben", forderte Moutinho seine Landsleute auf. Mit so einem Ronaldo sollte das nicht schwer fallen.