Krakau. Joe Hart war gekommen, um vor dem EM-Viertelfinal-Duell am Sonntag gegen Italien (20.45, ARD) Selbstvertrauen zu demonstrieren. Während der Pressekonferenz gestern in Krakau sagte der englische Nationalkeeper Sätze wie "Wir fürchten niemanden" oder "Wir sind Gewinner". Doch die britischen Medien interessierte vor allem ein Thema: die Angst des Engländers vorm Elfmeterschießen.

Hart hielt dagegen, betonte sogar, dass er bereit sei, selbst zu schießen. Doch letztlich räumte der 25-Jährige ein: "Ich hoffe nicht, dass es dazu kommt."

Pünktlich zum K.-o.-Spiel gegen den Weltmeister von 2006 erinnern sich die Engländer an ihre große Phobie: die Angst der Schützen vor dem Punkt. Bislang unterlag England in fünf von sechs Elfmeterschießen bei Europa- und Weltmeisterschaften.

Joe Hart, Torhüter von Manchester City, machte sich und seinen Teamkameraden allerdings Mut für den Fall, dass nach 120 Minuten noch kein Sieger feststeht. "Ich weiß, wo die Italiener hinschießen", sagte er: "Ich habe mir die Videos angeschaut."

Um die bevorzugte Ecke der gegnerischen Schützen zu studieren, hat er Extraschichten eingelegt und sich die Mitschnitte des englischen Trainerstabs noch lange nach dem Training angesehen.

Nach dem Sieg gegen die Ukraine waren die Engländer vor allem mit Regeneration beschäftigt. Doch vor dem Duell mit Italien wollen sie ihr Elfmetertraining intensivieren, denn der 64 Jahre alte Trainer Roy Hodgson kennt die englische Fußballgeschichte: "Wenn man für England arbeitet, muss man sich immer wieder Vergleichen mit der Vergangenheit stellen. Und unglücklicherweise haben wir 1990 und 96 zwei sehr, sehr wichtige Halbfinals im Elfmeterschießen verloren."

Beide Male unterlag England gegen die deutsche Nationalmannschaft. Doch auch Hodgson weiß: "Man kann Elfmeter bis zum Abwinken trainieren. Worauf es aber wirklich ankommt, ist das Selbstbewusstsein des Schützen im entscheidenden Moment."