Posen. Antonio Cassano schlich am äußersten Rand der Mixed-Zone an den Journalisten vorbei, Mario Balotelli machte mit seinen überdimensionierten Kopfhörern auf den Ohren auch nicht den Eindruck, als wollte er nach dem Spiel noch etwas sagen. Die beiden haben sich fürwahr schon oft den Mund verbrannt; beim 2:0-Erfolg Italiens gegen Irland waren sie still. Viel erzählen mussten sie auch nicht, weil sie beide Tore erzielt und die Mannschaft von Cesare Prandelli ins Viertelfinale bei der Europameisterschaft geschossen hatten. Cassano traf per Kopfball in der 35. Minute, der eingewechselte Balotelli mit einer sehenswerten Volleyabnahme in letzter Minute.

"Es war schwierig, in ein Spiel zu gehen, bei dem wir nicht wussten, ob ein Sieg reicht", sagte hinterher ein erleichterter Torhüter Gianluigi Buffon. Ein 2:2 im weiteren Gruppenduell zwischen Spanien und Kroatien - und für Italien wäre schon vor der K.-o.-Phase Schluss gewesen. Doch nach dem 1:0-Erfolg der Spanier genügte Prandellis Team ein Sieg, der alles andere als überzeugend zustande gekommen war. "Gegen die besten der Welt sind wir immer auf Augenhöhe, gegen die Kleinen aber tun wir uns schwer", sagte Buffon. Mindestens auf Augenhöhe mit den Besten wähnen sich auch Cassano und Balotelli. Wund geschrieben hatten sich die italienischen Gazetten in den vergangenen Wochen über diese beiden Sonderlinge, die zusammengenommen schon ein ganzes Buch an Dummheiten füllen könnten, die sie sich geleistet haben.

Am Tag nach dem Spiel gegen die kampfstarken, aber spielschwachen Iren richtete Trainer Prandelli dementsprechend auch warnende Worte an seine Schützlinge. Vor allem Balotelli müsse lernen, "mit Kritik, den Erwartungen der Mannschaft an ihn und der Ersatzbank klarzukommen, wenn er ein Champion werden will", so der Trainer, der gestern das Gespräch mit dem Stürmer von Manchester City suchte, nachdem dieser nach seinem Treffer gegen die Iren keinerlei Torjubel gezeigt und stattdessen wütend in Richtung der italienischen Bank geschrien hatte.

Zum Sorgenkind der etwas anderen Art ist unterdessen Innenverteidiger Giorgio Chiellini geworden. Der 27-Jährige erlitt eine Oberschenkelverletzung, die für das EM-Viertelfinale nichts Gutes verheißt. "Die ersten Tests waren nicht toll", so Trainer Prandelli. Chiellini twitterte derweil: "Ihr könnt sicher sein, dass ich alles dafür tun werde, um so schnell wie möglich zurückzukehren."