Alkoholisiert sorgte FC-Profi Peszko für den nächsten Aufreger bei den abstiegsbedrohten Kölnern. Interimsboss Horstmann: “Eine Unverschämtheit.“

Düsseldorf/Köln. Das Wasser steht dem 1. FC Köln im Kampf um den Klassenerhalt bis zum Hals, doch auch nach einer zweitägigen Klausur in der Klosterpforte haben einige Profis immer noch nicht den Ernst der Lage erkannt. Mittelfeldspieler Slawomir Peszko sorgte mit einer Alkohol-Eskapade in der Nacht nach dem mageren 1:1 des akut abstiegsgefährdeten Traditionsklubs am Ostersonnabend gegen Werder Bremen für einen handfesten Skandal.

"Der Fakt alleine ist eine absolute Unverschämtheit gegenüber dem Klub und dem Team“, sagte FC-Geschäftsführer Claus Horstmann im FC-TV. Der Finanzexperte, der nach der Trennung von Sportdirektor Volker Finke die volle Verantwortung auch in sportlichen Fragen trägt, hatte am Tag zuvor noch über "innere Stärke“ gesprochen und wurde dann vom 27 Jahre alten polnischen Nationalspieler wie der gesamte Klub quasi bloßgestellt.

Solbakken dachte an einen April-Scherz

Zwischen 1 und 2 Uhr in der Nacht zum Sonntag sei Peszko alkoholisiert aufgegriffen worden. Der Mittelfeldspieler ist offenbar mit dem Fahrer des Taxis, dass ihn nach Hause bringen sollte, aneinandergeraten. Die Polizei nahm den Profi vorläufig in Gewahrsam. "Als er in mein Büro kam, dachte ich, es ist ein April-Scherz. Das ist nicht akzeptabel“, sagte Trainer Stale Solbakken. Der hatte zum Ende der vergangenen Woche in dem zweitägigen Trainingslager in Ostwestfalen, das wie die vorläufigen disziplinarischen Maßnahmen gegen Torjäger Milivoje Novakovic sowie dreier weiterer Spieler als Reaktion auf die 1:2-Pleite beim FC Augsburg folgte, vor allem viele Gespräche mit den Spielern geführt.

Offenbar ist der Norweger bei Peszko auf taube Ohren gestoßen. "Man hat ihm angesehen, wie leid es ihm tut. Für Mainz ist er erst mal aus dem Kader“, sagte Solbakken mit Blick auf das Abstiegsduell des Tabellen-16. beim FSV Mainz 05. Peszko selbst wurde erst am Tag nach dem Ausraster das ganze Ausmaß bewusst, er zeigte Reue. "Die Geschehnisse aus der Samstagnacht tun mir sehr leid. Ich befand mich zum falschen Zeitpunkt am falschen Ort und ich habe mich unprofessionell verhalten. Ich habe einen Fehler gemacht, den ich wirklich bedaure“, teilte Peszko, der offenbar auch von seiner Auswechslung in der Pause des Bremenspiels gefrustet war, in einer Stellungnahme auf seiner Internetseite mit.

Pezzoni für Peszko

Ob Peszko in dieser Saison überhaupt noch zum Einsatz kommt, ist äußerst fraglich. Was nun auf das Team um den wohl scheidenden Star Lukas Podolski zukommt, erfordert eine verschworene Gemeinschaft: Zwei Auswärtsspiele in Folge in Mainz und beim Erzrivalen Borussia Mönchengladbach, zu Hause gegen den VfB Stuttgart, beim SC Freiburg und zum Abschluss kommt Bayern München in die Domstadt. "Ich akzeptiere die Entscheidung des Vereins. Es tut mir als Profi weh, dass ich meinen Verein in dieser schwierigen Phase in Mainz nicht unterstützen kann“, sagte Peszko. Für ihn wird Kevin Pezzoni in den Kader rücken, er war für das Spiel gegen Bremen aussortiert worden.

+++ Gleisbett stoppt Alkoholfahrt des Miso Brecko +++

Peszkos Disziplinlosigkeit war nicht die erste in einer bislang verkorksten Saison. Nach der Karnevalssitzung der Kölner hatte Miso Brecko seinen Wagen alkoholisiert in ein Straßenbahn-Gleisbett befördert. Der Wirbel um den Rückzug von Präsident Wolfgang Overath, die Neubesetzung des Präsidiums, den möglichen Abgang von Podolski und die Trennung von Volker Finke warf kein gutes Licht auf den dreimaligen deutschen Meister. Die Vorzeichen erscheinen nicht sonderlich gut im Kampf gegen den fünften Abstieg der Vereinsgeschichte.