Leverkusen entlässt seinen zuletzt erfolglosen Trainer. Ex-Profi Sami Hyypiä übernimmt - und tritt am Sonntag mit Bayer beim HSV an.

Leverkusen. Als Robin Dutt das Ende seiner trostlosen Ära bei Bayer Leverkusen nach 275 Tagen verkündete, stand sein Nachfolger schon vor der Tür. Nach dem großen Missverständnis mit dem "Konzepttrainer" soll nun Verteidigerlegende Sami Hyypiä als Teamchef Schadensbegrenzung betreiben und den Werksklub in die Europa League führen. Der abgestürzte Vizemeister hat am Sonntag die Konsequenzen aus der Talfahrt gezogen und nach fünf Niederlagen in Folge mit desaströsen Auftritten wie beim 0:2 (0:1) gegen den SC Freiburg Dutt entlassen.

"Nach den letzten beiden Spielen, bei denen die Leistung erschreckend war, mussten wir die Reißleine ziehen", erklärte Sportchef Rudi Völler und Geschäftsführer Wolfgang Holzhäuser ergänzte: "Die ganze Aktion trifft mich menschlich zutiefst, aber es gibt Dinge, die muss man hinten anstellen, wenn es um das Große und Ganze geht. Wir mussten diesen Weg gehen, weil die Gefahr bestand, dass wir auch das Minimalziel, international zu spielen, verpassen. Der Trainer ist nun einmal vom kurzfristigen Erfolg abhängig."

Es war schon ein skurriles Bild, das sich am Sonntag auf dem Podium der BayArena bot. Als Dutt sein Scheitern einräumte, wartete Hyypiä vor der Tür auf seinen Auftritt. Schmutzige Wäsche wollte Dutt bei seinem Abgang aber nicht waschen. "Der Schritt ist nachvollziehbar. Ich mache der Mannschaft aber keinen Vorwurf. Ich bin durch die Vordertür gekommen und gehe auch wieder durch die Vordertür. Ich bin dankbar, Trainer bei Bayer gewesen zu sein und kann mit erhobenem Haupt wieder gehen", sagte Dutt, der sich vor seinem Abgang noch von den Spielern verabschiedete. Der 47-Jährige hinterlässt dabei eine völlig verunsicherte Mannschaft. Leblos, planlos, ideenlos präsentierten sich die Leverkusener gegen aufopferungsvoll kämpfende Freiburger. Die Mannschaft, die in der letzten Saison noch unter Jupp Heynckes Vizemeister wurde, ist nur noch ein Schatten vergangener Tage. "Das Team ist mehr denn je in der Pflicht. Das Trainer-Alibi zählt nicht mehr. Das ist ganz klar", ergänzte Völler.

Neues Leben soll nun Hyypiä entfachen. Der Finne war nach seinem Karriereende nie wirklich weg, hatte in seiner Trainerausbildung in Leverkusen hospitiert. "Als Spieler war er bereits der verlängerte Arm von Jupp Heynckes. Wir hatten damals schon den Grundgedanken, ihn weiter an den Klub zu binden", sagte Völler. Hyypiä, der vom Trainerlehrgang in Finnland bis zum Sommer freigestellt ist, wird das Amt mindestens bis zum Saisonende gemeinsam mit U19-Trainer Sascha Lewandowski ausüben, der über den nötigen Trainerschein verfügt. Seinen ersten Auftritt wird Hyypiä am Ostersonntag (17.30 Uhr) im Volkspark haben - im Auswärtsspiel beim HSV.

+++ Die acht vorzeitigen Trainerwechsel der Saison +++

"Wir haben bis zum Saisonende ein Ziel zu erfüllen. Ich bin überzeugt, dass unsere Mannschaft gut genug ist, dieses Ziel zu erreichen. Wir wollen den Spielern das Selbstvertrauen zurückgeben. Am Samstag standen elf Spieler auf dem Platz, aber es war keine Mannschaft", sagte der 105-malige Nationalverteidiger, der einst in seiner langen Zeit beim FC Liverpool Kultstatus bei den Fans erreicht hatte.

So hatte die Verpflichtung Hyypiäs laut Holzhäuser auch den Hintergrund, das negativ behaftete Klima zu verbessern. Denn am Sonnabend hatte es für die Profis und Dutt vom Großteil der 28 342 Zuschauer Häme und Spott gegeben. So kreiste eine La Ola zu den Freiburger Toren von Julian Schuster (8. Minute) und Daniel Caligiuri (60.) durch das Stadion und "Oh, wie ist das schön" sowie "Auf Wiedersehen" schallte es dem Trainer entgegen. Begleiterscheinungen, die Freiburgs Trainer Christian Streich zu weit gingen: "Jeder sollte mal überlegen, ob er so mit einem Menschen umgehen sollte. Das macht mich betroffen und traurig."

Vor einem Jahr hatten Streich, der Freiburg vom letzten auf den 13. Tabellenplatz führte, und Dutt noch beim Sportklub zusammengearbeitet. Vier erfolgreiche Jahre erlebte Dutt im Breisgau, bis vor einem Jahr der Ruf aus Leverkusen kam. Völler und Holzhäuser waren angetan vom Konzepttrainer, für den sogar eine Ablösesumme im hohen sechsstelligen Bereich fällig wurde. So ist es fast schon Ironie des Schicksals, dass ausgerechnet sein Ex-Klub ihn aus dem Amt beförderte.