Borussia Dortmund zeigt sich beim Auswärtssieg in Köln in Meisterform und verbessert den Vereinsrekord auf 21 Spiele in Folge ohne Niederlage.

Köln. Jürgen Klopp nahm einen Schluck aus der Flasche Wasser und schwang sich auf die Getränkebox. Was für ihn als Trainer von Borussia Dortmund schlecht begonnen hatte, war mit einem Kantersieg zu Ende gegangen. Die letzten zehn Minuten des Spiels beim 1. FC Köln genoss Klopp. Nach dem 4:1 war aus ihm die Anspannung gewichen, letztlich gewann der deutsche Meister mit 6:1 (1:1) beim Abstiegskandidaten, der früh in Führung gegangen war. Der Tabellenführer der Fußball-Bundesliga wahrte den Vorsprung von fünf Punkten auf den FC Bayern - und gab ein deutliches Ausrufezeichen in Richtung der Münchner. Bayerns Sportdirektor Christian Nerlinger hatte eine Kampfansage an den Titelverteidiger gerichtet, die Dortmunds Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke gestern konterte. "Ich weiß gar nicht, was den Christian Nerlinger da geritten hat", sagte Watzke. "Wahrscheinlich hat ihm der Uli (Hoeneß, die Red.) gesagt, er soll mal böse auf uns sein. Die ganze Psychologie ist Mist. Wichtig ist, seine Spiele zu gewinnen."

Genau dies aber gelang dem BVB, der sich gestern in großer Spiellaune präsentierte, nun bereits zum neunten Mal im zehnten Rückrundenspiel. Der Vereinsrekord wurde erneut verbessert - auf jetzt 21 Spiele hintereinander ohne Niederlage. Die Borussia knüpft da an, wo sie in der Meistersaison aufgehört hatte.

Die Lage beim 1. FC Köln ist hingegen prekär. Der Vorsprung auf den Relegationsplatz beträgt nur noch einen Punkt. Stale Solbakken wurde gefragt, ob er sicher sei, dass jeder im Verein die Situation verinnerlicht habe, auch die Spieler. Der Trainer antwortete: kurz und deutlich: "Nein!" Lukas Podolski befand selbstkritisch: "Nach so einem Spiel hat man wenig Argumente, warum wir den Klassenerhalt schaffen sollten."

Verstopfte Autobahnen rund um Köln hatten für einen um zehn Minuten verspäteten Anpfiff gesorgt. Bei den Dortmundern zeigten sich zu Beginn die gleichen Symptome wie in den Wochen zuvor. Es mangelte zunächst ein bisschen an Spritzigkeit und Präzision. "Es geht uns momentan nicht alles leicht von der Hand", hatte Klopp nach dem mühsam gewonnenen Halbfinale im DFB-Pokal noch gesagt. Der Trainer durfte sich allerdings in den vergangenen Spielen daran erfreuen, dass die Defensive stets konzentriert war. Das änderte sich gestern - zumindest in der Anfangsphase. Bei einer Flanke von Martin Lanig aus dem Halbfeld stand Neven Subotic falsch, Torwart Roman Weidenfeller zögerte beim Herauslaufen. So schaute er hinter dem Ball her, den Milivoje Novakovic einköpfte (13.). "Da waren wir im kollektiven Tiefschlaf", bemängelte Trainer Klopp. Ein Beginn, der bei den Gastgebern Hoffnungen weckte, die in der zweiten Halbzeit in sich zusammenstürzten.

Die Dortmunder reagierten auf den ersten Rückstand seit dem siebten Spieltag besonnen. Sie bauten geduldig auf und brachten ihre Außenverteidiger ins Spiel, denen - so sieht es das von Solbakken bevorzugte Defensivsystem vor - Raum und Zeit gewährt wurde. Lukasz Piszczek nutzte das aus, nach seiner Flanke gab es einen Freistoß wegen Handspiels. Marcel Schmelzer brachte den Ball nach innen, und selbst im Zentrum des Strafraums spürte Piszczek bei seinem Kopfballtor kaum Gegenwehr (26.).

Dieser Treffer gab einen Vorgeschmack auf die zweite Halbzeit, in der die Kölner nur noch ein Spielball des Meisters waren und beim BVB die Leichtigkeit des sportlichen Seins zurückkehrte. Shinji Kagawa brachte die Westfalen mit einem Schuss unter die Latte schnell in Führung (47.), fünf Minuten später leitete der nun überragend aufspielende Japaner mit der Hacke auf Jakub Blaszczykowski weiter, dessen Eingabe Robert Lewandowski über die Linie drückte (52.). "Nach dem 3:1 sind die Kölner zusammengefallen", stellte Dortmunds Sebastian Kehl fest.

Trainer Jürgen Klopp sagte: "Wir waren nach diesem Doppelschlag super selbstbewusst. Meine Mannschaft ist drangeblieben und hat wunderschöne Tore gemacht. Wenn wir ins Laufen kommen, ist es schwierig, gegen uns zu bestehen." Auch das eine Ansage gen München - das direkte Duell der beiden Spitzenteams steigt am 11. April in Dortmund.

Ilkay Gündogan (78.), noch einmal Kagawa (80.) und schließlich der eingewechselte Ivan Perisic (84.) sorgten dafür, dass Klopp nach einem sonnigen Tag entspannt in den Feierabend gleiten konnte.

Kölns Trainer Stale Solbakken hingegen giftete: "In den letzten 20 Minuten haben wir den Kopf verloren. Das war nicht zu akzeptieren." Der Norweger geht dennoch davon aus, "dass ich in den nächsten Wochen noch Trainer bin". Derzeit stellt sich beim 1. FC Köln auch die Frage, wer ihn denn entlassen sollte. Der kriselnde Verein hat weder einen Präsidenten noch einen Sport-direktor.

Statistik

1. FC Köln: Rensing – Brecko, Sereno, Geromel, Eichner (46. Jemal) - Clemens, Lanig (82. Pezzoni), Riether, Peszko (77. Ishak) - Podolski – Novakovic

Borussia Dortmund: Weidenfeller – Piszczek, Subotic, M. Hummels, Schmelzer – S. Bender (61. Kehl), Gündogan – Blaszczykowski, Kagawa (81. Leitner), K. Großkreutz (73. Perisic) – Lewandowski

Schiedsrichter: Felix Zwayer (Berlin)

Zuschauer: 50.000

Tore: 1:0 Novakovic (13.), 1:1 Piszczek (26.), 1:2 Kagawa (47.), 1:3 Lewandowski (52.), 1:4 Gündogan (78.), 1:5 Kagawa (80.), 1:6 Perisic (84.)

Gelbe Karten: Podolski – Keine

Besondere Vorkommnisse: Das Spiel wurde mit 10 Minuten Verspätung angepfiffen.