Mit Einnahmen aus der Champions League will der Revierklub den niederländischen Torjäger halten

Gelsenkirchen. Für ihn gebe es klare Prioritäten, sagte Klaas-Jan Huntelaar. Natürlich sei es "schön", dass er durch seine Saisontore 21 und 22 nun bis auf einen Treffer an Mario Gomez (FC Bayern) herangekommen sei, sagte der niederländische Ausnahmestürmer des FC Schalke 04. Schließlich sei der Gewinn der Torjägerkanone für ihn ein lohnendes Ziel. Doch gebe es da etwas anderes, was ihn noch mehr erfreue.

"Vor den Preisen für die Spieler kommt der Preis für die Mannschaft", sagte Huntelaar: "Es ist wichtiger, dass wir am Ende auf dem dritten Platz landen und uns direkt für die Champions League qualifizieren."

Auf diesem Weg sind die Schalker dank ihres Torjägers nun einen guten Schritt vorangekommen. Durch den 2:0 (1:0)-Sieg über Bayer Leverkusen erscheint das Erreichen der Königsklasse, das selbst Trainer Huub Stevens noch bis vor einigen Wochen für eher unrealistisch gehalten hatte, plötzlich äußerst wahrscheinlich. Zumindest Platz vier, der die Teilnahme an der Qualifikationsrunde zur Champions League bedeuten würde, ist den Königsblauen kaum noch zu nehmen. Der Vorsprung auf den fünften Rang beträgt mittlerweile 13 Zähler. "Ein solches Polster dürfen wir nicht mehr verspielen", befand Stevens.

Der Coach, sonst stets darum bemüht, die Euphorie nicht zu groß werden zu lassen, erlaubte es sich diesmal sogar, ein wenig schwärmerisch zu werden. "Ich muss meiner Mannschaft ein großes Kompliment machen", sagte Stevens nach dem vierten Pflichtspielsieg in Folge: "Sie hat sehr gut nach vorne gespielt und hinten mit der notwendigen Aggressivität verteidigt. Das hat zu einer tollen Wechselwirkung mit den Fans geführt. Und die Unterstützung von der Tribüne hat uns noch einmal zusätzlich Kraft gegeben."

Unter Stevens, der vor sieben Monaten die Nachfolge von Ralf Rangnick antrat, sind nachhaltige Fortschritte zu erkennen. Vor allem das Klima in der Mannschaft hat sich gegenüber den Vorjahren deutlich verbessert. "Wenn man sich wohlfühlt, bringt man auch gute Leistungen", sagte Linksverteidiger Christian Fuchs, der mit seinen Flankenläufen zu einer Bereicherung geworden ist: "Wir spielen erfrischenden Fußball und haben schon in den vergangenen Wochen gezeigt, dass im Team eine große Euphorie herrscht."

Der Österreicher, der mit einer präzisen Flanke das 1:0 (18. Minute) nahezu perfekt vorbereitete, macht gemeinsam mit Julian Draxler Druck auf dem linken Flügel - rechts sorgen Jefferson Farfan, der das 2:0 (86.) einleitete und der Japaner Atsuto Uchida für Gefahr. Das Flügelspiel, neben der Treffsicherheit von Huntelaar derzeit Schalkes Erfolgsrezept, lässt die Handschrift des Trainers erkennen. "Dagegen hatten die Leverkusener kein Mittel", sagte Stevens.

Die Perspektive, die sich das Team erarbeitet hat, nährt die Hoffnung, dass es Manager Horst Heldt möglicherweise doch gelingen kann, sein ehrgeiziges Vorhaben in die Tat umzusetzen: die vorzeitige Verlängerung mit Huntelaar. "Wir werden ihm demnächst ein Angebot machen", sagte der Manager, der den Torjäger gern über sein Vertragsende im Sommer 2013 hinaus binden will. Dass er dabei in Konkurrenz zu europäischen Spitzenvereinen stehen dürfte, ist Heldt bewusst. "Wir wissen um seine Qualitäten, aber wir haben auch einiges zu bieten", sagte Heldt, der - in Absprache mit Aufsichtsratschef Clemens Tönnies - für Huntelaar an die Schmerzgrenze gehen will. Es wird spekuliert, dass die Schalker bereit seien, dem Torjäger ein Jahresgehalt von über sieben Millionen Euro zu zahlen.

"Ich beschäftige mich derzeit nur damit, die Saison zu Ende zu spielen", sagte Huntelaar. Alles, was seine Zukunft betrifft, habe er seinem Berater überantwortet: "Wenn es etwas zu besprechen gibt, dann sprechen wir", äußerte er sich nur ausweichend.