Wenige Stunden nach dem 1:0-Sieg gegen Hertha BSC hat Bundesligist 1. FC Köln die Zusammenarbeit mit Sportdirektor Volker Finke beendet.

Köln. Nach dem Abpfiff schien alles beim Alten. Lächelnd machte sich Volker Finke von der Ehrentribüne auf den Weg in die Kabine, um den Profis zum 1:0 im Abstiegskampf über Hertha BSC zu gratulieren, das sie nach insgesamt drei Platzverweisen mit neun gegen zehn Mann über die Zeit gerettet hatten. Nur wenige Stunden später war Finke seinen Job als Sportdirektor beim 1. FC Köln los. Im Anschluss an eine Gesellschafterversammlung erklärte der Verein die rund 13 Monate währende Zusammenarbeit für beendet. "Weder der Trainer noch Finke wussten vor dem Spiel irgendetwas von dieser Entscheidung", sagte FC-Geschäftsführer Claus Horstmann.

So ungewöhnlich der Zeitpunkt auch war, kam die Trennung von Finke , 63, nicht überraschend. Schließlich hatte sich das Verhältnis zwischen dem vertraglich bis Sommer 2013 gebundenen Sportdirektor und Coach Stale Solbakken, 44, zuletzt kontinuierlich verschlechtert. Weil beide ihren Zwist öffentlich ausgetragen und damit zur miserablen Außendarstellung des Vereins beigetragen hatten, sah sich die Klubführung zu diesem Schritt gezwungen.

"Wir denken, dass wir durch diese Entscheidung Klarheit geschaffen haben, weil einiges verworren war", sagte der ungewöhnlich gut gelaunte Verwaltungsratschef Werner Wolf am Sonntag in einer gemeinsamen Presserunde mit Finke im Geißbockheim. Nachfragen waren nicht erwünscht. "Ich bitte Sie, mich zu respektieren, wenn ich wie die drei Affen nichts höre, nichts sehe und nichts sagen werde", meinte Finke.

Das Ende der Zusammenarbeit soll dazu beitragen, dass sich die Mannschaft ohne Störgeräusche auf den Kampf um den Klassenerhalt konzentrieren kann: Damit geht Solbakken als Sieger aus dem Machtkampf hervor. Die Kontakte zwischen dem Trainer und Finke hatten sich auf das Nötigste beschränkt. Von der Harmonie im Sommer, als der Sportdirektor den Norweger als seinen Wunschtrainer vorgestellt hatte, war wenig geblieben. Selbst in der Mannschaft soll es eine Pro-Finke- und eine Pro-Solbakken-Fraktion gegeben haben. Die laut Vereinsmitteilung einvernehmliche Trennung kommentierte Finke ohne Groll: "Es war ein interessantes Jahr, nie langweilig. Auch wenn ich ab und zu der Bad Guy war, konnte ich damit leben."

Die Kölner suchen jetzt nicht nur einen neuen Sportdirektor, erster Kandidat soll der ehemalige HSV-Sportchef Dietmar Beiersdorfer, 48, sein, sondern weiter auch einen Präsidenten. Seit dem Rückzug Wolfgang Overaths im November hält Claus Horstmann, Vorsitzender der Geschäftsführung, Ausschau. Darüber hinaus verliert der FC mit Lukas Podolski im Sommer eine zweite Identifikationsfigur. Sein Wechsel zum FC Arsenal gilt als perfekt.