Kölns Trainer wirbt um Verständnis, sollte der Nationalspieler wie erwartet zum FC Arsenal wechseln

Köln/London. Hauptdarsteller Lukas Podolski strahlte und bemühte sich um Normalität, doch die Aussagen seines Trainers ließen wenig Spielraum für Interpretationen. Der Nationalspieler und Publikumsliebling wird seinen Klub 1. FC Köln aller Voraussicht nach zum zweiten Mal verlassen und zum FC Arsenal nach England wechseln. "Ich weiß etwas mehr als ihr", sagte Trainer Stale Solbakken am Mittwoch lächelnd zu den Journalisten und deutete auch an, dass Podolskis Entscheidung bereits gefallen ist. "Er weiß viel", sagte der Norweger unzweideutig: "Aber für mich ist wichtig, dass er alles unter Kontrolle hat und sich auf die kommenden Spiele konzentrieren kann."

In den vergangenen Wochen hatte der Coach, der trotz des Entzugs der Kapitänsbinde ein vertrauensvolles Verhältnis zum Nationalspieler pflegt, betont, er rede täglich mit Podolski und wisse, dass dessen Entscheidung noch nicht gefallen sei. Genau dieses Bekenntnis vermied er nun auch auf Nachfrage, sagte stattdessen: "Lukas ist FC-Spieler. Und wir wissen, dass er es bis zum Ende der Saison sein wird. Dann müssen wir sehen, was passiert."

Indirekt warb der Trainer sogar schon um Verständnis für die Entscheidung Podolskis, die wohl bald öffentlich werden wird. "Lukas' Entscheidung ist wichtig für uns alle, aber auch für ihn. Das müssen wir respektieren", sagte Solbakken. Podolski selbst, der nach einer gerade ausgeheilten Fußverletzung nicht bei der Nationalelf weilte und dafür in Köln trainierte, äußerte sich nicht, posierte dafür gut gelaunt für Fotos, schrieb unzählige Autogramme. Böse Worte musste er sich nicht anhören.

Das zeigt, dass Podolski den in den vergangenen Wochen offensichtlichen Kampf gegen den "Schwarzen Peter" im Falle eines Wechsels anscheinend gewonnen hat. Die Anhänger haben mehrheitlich Verständnis für ihn und geben der Vereinsführung wegen vermeintlicher Versäumnisse und nicht eingehaltener Zusagen die Schuld.

Dem FC bleibt angesichts des bis Sommer 2013 laufenden Vertrages wohl nur noch die Aufgabe, eine möglichst hohe Ablösesumme für Podolski herauszuschlagen. "Bild" berichtet, es steht nur diese Einigung noch aus. Und die zu erwartenden 15 bis 20 Millionen Euro klingen im ersten Moment nach einem warmen Geldregen, relativieren sich aber. Den Klub drücken 30 Millionen Verbindlichkeiten. Zudem muss Ersatz eingekauft werden, und ein Teil der Millionen geht an Sponsoren, die seine Rückkehr von Bayern München 2009 möglich gemacht hatten.

Podolski würde in London auf Nationalmannschaftskollege Per Mertesacker und den nahezu perfekt Deutsch sprechenden Teammanager Arsène Wenger treffen. Die Gunners hatten am Sonntag in ihrer Halbjahresbilanz einen Gewinn von umgerechnet 58,5 Millionen Euro ausgewiesen und eine Investition eines Großteils der Summe in die Mannschaft angekündigt.