Bei seiner völlig missglückten Rückkehr nach Schalke saß Felix Magath 90 Minuten griesgrämig auf der Bank und verschwand nach dem Schlusspfiff missmutig in der Kabine.

GELSENKIRCHEN. Von den früheren Musterschülern abgeschossen, von den ehemaligen Fans verhöhnt: Bei seiner völlig missglückten Rückkehr nach Schalke saß Felix Magath 90 Minuten griesgrämig auf der Bank und verschwand nach dem Schlusspfiff missmutig in der Kabine. «So darf die Mannschaft sich nicht präsentieren. Das geht nicht, und da stimmt irgendetwas nicht», sagte der vor knapp einem Jahr im Unfrieden aus Gelsenkirchen geschiedene Fußball-Lehrer nach dem 0:4 (0:2) bei seinem Ex-Klub Schalke 04.

Für die Königsblauen, die damit Platz vier festigten und weiter Kurs auf die Champions League halten, schossen ausgerechnet Magaths Top-Transfers Raul mit seinem 400. Profitor (10.) und Klaas-Jan Huntelaar (15./72.) sowie der von ihm aus der Jugend hochgezogene Joel Matip (49.) die Tore. Huntelaar, der zudem mit einem Handelfmeter an VfL-Keeper Diego Benaglio scheiterte (36.), zog mit seinen Saisontoren 17 und 18 mit Mario Gomez (Bayern München) an der Spitze der Torschützenliste gleich und hat nun stolze 30 Treffer in 33 Pflichtspielen für Schalke auf dem Konto. Magath musste sich Schmähgesänge der Schalker Fans anhören, der aktuelle S04-Coach Huub Stevens wurde dagegen ausgelassen gefeiert.

«Für mich waren nur der Sieg wichtig und dass wir ein gutes Spiel gezeigt haben - dass ich mein 400. Tor geschossen habe, war mir gar nicht bewusst», sagte Raul: «Ich hatte in den letzten Wochen einige gesundheitliche Probleme. Nun geht es mir wieder besser, und das hat man gemerkt.» An einem insgesamt gelungenen Nachmittag gab es für Schalke aber auch einen Wermutstropfen: Torhüter Lars Unnerstall musste zur Pause mit Verdacht auf Schlüsselbeinbruch aus dem Spiel und wird wohl wochenlang fehlen, für ihn gab Ex-Nationalspieler Timo Hildebrand sein Bundesliga-Debüt für den DFB-Pokalsieger. Unnerstall hatte erst im Oktober den immer noch verletzten Ralf Fährmann nach dessen Kreuzbandriss als Stammtorhüter abgelöst. «Es war schön, wieder zu spielen», sagte Hildebrand nach seinem ersten Bundesligaspiel nach 22 Monaten: «Wenn man bei so einem Spielstand in eine funktionierende Mannschaft reinkommt, fällt es einem leicht.»

Sportliche Sorgen haben die Wolfsburger: Nach nur einem Punkt aus den letzten zehn Spielen in der Fremde scheiterte der Meister von 2009 zum wiederholten Male beim Versuch, den Anschluss an die Europa-League-Plätze zu schaffen. «Eine neue Zielsetzung brauchen wir nach so einer desolaten Leistung nicht auszugeben», sagte Magath. Die Begegnung vor 60.511 Zuschauern begann turbulent und zunächst mit einer Chance für die Niedersachsen, als Petr Jiracek für den freistehenden Yohandry Orozco auflegen wollte, doch Atsuto Uchida den frühen Gegentreffer im letzten Moment verhinderte (3.). In der sechsten Minute traf Youngster Julian Draxler auf der Gegenseite mit einem Volleyschuss nur den Pfosten, bevor Raul nach einer Kopfballvorlage von Joel Matip zum 1:0 traf.

Danach übernahmen die Königsblauen endgültig das Regiment und kamen durch Huntelaar nach einer Vorlage von Christian Fuchs zum 2:0. Die Offensivaktionen der Gäste blieben allzu durchsichtig. Dagegen sorgte nahezu jeder Angriff der Westfalen für Alarmstimmung beim VfL.

Doch bei allen Stärken in der Offensive wackelte die neuformierte Viererkette der Schalker in einigen Situationen bedenklich. So in der 23. Minute, als zunächst Orozco und anschließend Mario Madzukic frei zum Schuss kamen. Nach einem Handspiel von Felipe Lopes vergab Huntelaar schließlich die große Chance zur Vorentscheidung.

Für die sorgte nur vier Minuten nach dem Wechsel auf spektakuläre Art und Weise dann Matip, als er eine Kopfballablage von Kyriakos Papadopoulos aus drei Metern mit der Hacke ins Tor weiterleitete. Danach war der Widerstand der Gäste gebrochen. Schalke hatte das Team seines Ex-Trainers nun fest im Griff. Hildebrand verlebte einen weitgehend ruhigen Mittag, rettete aber mit einer Glanzparade gegen Sebastian Polter (86.). (sid)