Ein Kommentar von Alexander Laux

Na, haben Sie schon alle Wetten vor dem Start der Bundesliga-Rückrunde platziert? Routinierte Realisten wie Sky-Experte Matthias Sammer setzen im Meisterrennen auf Bayern München ("Der ärgste Rivale ist Dortmund"). Gähn. Als sichere Zweierwette für den direkten Abstieg gelten Freiburg (ohne Cissé!) und Augsburg. Ein gefälliges Nicken erntet, wer neben Kaiserslautern auch Nürnberg und Mainz als gefährdet einstuft.

Oder sind Sie eher der risikobewusste und womöglich auch emotional gesteuerte Zocker und wetten darauf, dass der HSV noch in den Europapokal einzieht und Hertha mit Neu-Trainer Michael Skibbe abstürzt? Belege für Überraschungen in der Vergangenheit finden sich schließlich zuhauf, und zwar in beide Richtungen. Vergangene Saison stieg Eintracht Frankfurt, nach der Hinrunde mit 26 Punkten komfortabler Siebter, noch als Tabellen-17. in die Zweite Liga ab. Das Trio Köln (15 Punkte), Stuttgart (12) und Mönchengladbach (10) hingegen, das nach 17 Partien die letzten Ränge belegte, rettete sich noch auf die Ränge zehn, zwölf und 16. Überhaupt belegte mit Hannover (4.) nur ein Klub nach der Rückrunde den gleichen Platz wie nach der Hinrunde.

Was uns das alles lehrt? "Nichts ist so, wie es scheint", war einer der Lieblingssprüche des ehemaligen Trainers Martin Jol. Wie weise. Wenn noch 1530 Minuten Bundesligafußball vor uns liegen - was für eine herrliche Vorstellung! -, sind alle Prophezeiungen substanzlos. In der Formel 1 gibt es für die Zeit vor dem ersten Start den Begriff "silly season", alberne Saison. Weil die Wahrheit eben auf dem Asphalt liegt, wahlweise Rasen.