Simone Buchholz über die Übertragung des Südafrika-Länderspiels

:: Ich hab die vom ersten Moment an gemocht, die Bafana Bafana. Unsere Jungs. (So ein schöner Name für eine Nationalmannschaft!) Allein wie die immer singen und tanzen: Vorm Bus, im Spielertunnel, beim Aufwärmen. Als wäre das alles nur ein Musical. Und wie mutig die sind. Furchtlose kleine Männer, auch wenn sie gegen große Fußballnationen antreten müssen. Ich finde, da leuchtet bei jedem ein imaginäres "keine Angst" auf der Stirn. Ich kann mir nicht helfen, ich werde ganz mütterlich, wenn ich die sehe, will sofort anfangen, Käsebrote zu schmieren. Auch die hübschen Namen: Siphiwe Tshabalala. Bongani Khumalo. Katlego Mphela. Thanduyise Khuboni. Anele Ngcongca. Tsepo Masilela. Das ist so toll. Das ist wie selbstgemachte Sprache. Ich liebe so was, da geh ich in die Knie. Ich mag sogar, wie die spielen. Das ist vielleicht nicht effektiv, das ist nicht hochklassig, und da geht auch ordentlich was schief, aber das hat so viel Schwung. Kopf hoch, Herz voraus, Haare hinterher, los, rauf da, und noch mal, Juchhe.

Dann noch diese Fans. Die knallen Gefühl durch den Kanal, das hab ich so noch nicht gesehen. Es ist wunderschön, den bunten Leuten auf den Tribünen zuzuschauen, die Freude in ihren Gesichtern zu sehen, die Zuversicht, aber auch das Entsetzen, eine echt heftige Lebendigkeit.

Es ist traurig, dass wir all das bei dieser WM nicht mehr sehen werden. Aber nicht traurig ist, lieber Herr Kommentator, lieber Oliver Schmidt, was mit der französischen Nationalmannschaft passiert ist, auch wenn Sie das immer wieder behaupten. Das, was wir von den Franzosen gesehen haben, war einfach nur folgerichtig. Der Verband hat auch nach der für die L'Equipe Tricolore oberpeinlichen, quasi torfreien Europameisterschaft 2008 mit Raimond Domenech weitergemacht. Obwohl jeder weiß, dass alte Männer stur sind. Selbst schuld also. Normal. Nicht traurig.

Traurig ist Rudi Cernes WM-Studio, Pardon: Häkelkreis. Ausnahmslos alle, die da mitmachen, scheinen vorher Valium verabreicht zu bekommen. Eine unglaubliche Schlaftabletten-Veranstaltung. Ich habe einen halben Liter Espresso verbraten, um das durchzuhalten. Am allertraurigsten aber ist das viel zu frühe Ausscheiden Südafrikas. Gerade nach diesem Spiel, in dem die Mannschaft dermaßen lustig aufs französische Tor geballert hat. Traurig! Bafana Bafana, Achtelfinalteilnehmer der Herzen.

Simone Buchholz, 38, lebt als Autorin auf St. Pauli