Dem spanischen Torjäger droht weiter eine Sperre - Trainer Del Bosque spricht von Dummheit

Potchefstroom. Manchmal reicht es, eine Nacht zu schlafen, um den größten Ärger zu abzubauen. Im Fall von Vicente Del Bosque war dies nach dem Spiel gegen Honduras nicht so. Spaniens Nationaltrainer kritisierte seinen Stürmerstar David Villa am Tag nach dessen Aussetzer beim 2:0 scharf. "Ich weiß nicht genau, was passiert ist. Aber alle Spieler sollten sich bewusst sein, dass ein solcher Vorfall ein Akt der Dummheit ist und der Mannschaft großen Schaden zufügen kann", sagte der 59-Jährige.

Doppeltorschütze Villa hatte seinem Gegenspieler Emilio Izaguirre kurz vor der Pause unbemerkt von Schiedsrichter Yuichi Nishimura (Japan) ins Gesicht geschlagen und muss nun eine nachträgliche Sperre des Weltverbandes Fifa fürchten. "Wir müssen die Berichte abwarten. Bisher kann ich keinen weiteren Kommentar abgeben", sagte Del Bosque, dessen Team sein letztes Vorrundenspiel am Freitag in Pretoria gegen Chile (20.30 Uhr/ZDF) gewinnen muss, um sicher ins Achtelfinale einzuziehen.

"Es ist etwas, worauf ich nicht stolz bin. Das habe ich instinktiv gemacht", sagte EM-Torschützenkönig Villa selbst nach dem Spiel, "ich habe meinen Arm ausgefahren. Ich muss versuchen, in Zukunft ruhiger zu sein." Für die Szene war der Angreifer vom FC Barcelona vom Schiedsrichter nicht bestraft worden. Sollten die TV-Bilder die Tätlichkeit einwandfrei beweisen, ist eine Bestrafung des Spielers möglich.

Bei der WM 2006 in Deutschland war Mittelfeldspieler Torsten Frings aufgrund einer Tätlichkeit gegen den Argentinier Julio Cruz für das Halbfinale gegen Italien gesperrt worden. Der Bremer erhielt damals eine Zweispielesperre, die Sanktion für das zweite Match wurde zur Bewährung ausgesetzt. Bremens Frings wurde damals ebenfalls nach Studium von Fernsehbildern verurteilt. Schiedsrichter Lubos Michel (Slowakei) hatte die Szene während der Tumulte nach dem deutschen Sieg im WM-Viertelfinale gegen Argentinien im Elfmeterschießen (4:2 i. E., 1: 1 n. V.) nicht geahndet. Die Disziplinarkommission der Fifa verurteilte Frings aufgrund von Paragraf 48 des Disziplinarreglements wegen Tätlichkeit. Weil eine Provokation vorlag (Paragraf 33), wurde nur auf eine Sperre von zwei Spielen entschieden. Deutschland verlor ohne Frings das Vorschlussrundenduell gegen die Azzurri in Dortmund 0:2 nach Verlängerung.

Die Fifa konnte sich am Dienstag noch nicht konkret zum Fall Villa äußern. "Im Moment können wir im Fall David Villa noch nicht sagen. Wir warten auf den Spielbericht des Schiedsrichters. Anschließend wird sich die Disziplinarkommission die TV-Bilder anschauen und entsprechend handeln. Wann wir ein Statement abgeben, kann ich nicht sagen, ich habe ja keine Kristallkugel, die mir das erklärt", sagte Ffa-Sprecher Pekka Odriozola.

Während die Spanier im Fall Villa also in der Warteschleife stecken, dürfen sie auf ein schnelles Comeback von Mittelfeldspieler Andres Iniesta hoffen. Der 26-Jährige vom FC Barcelona war gegen Honduras aufgrund von Oberschenkelproblemen nicht zum Einsatz gekommen. "Wir sind sehr optimistisch. Er stand zuletzt immer in unserer Startelf, und wir haben dabei positive Ergebnisse erzielt", sagte Del Bosque.