Der HSV-Profi sieht den Bayern-Spieler nicht als echte Konkurrenz

Erasmia. Geschichte wiederholt sich doch. Als Holger Badstuber wegen seines fehlerhaften Auftritts bei der 0:1-Niederlage gegen Serbien heftig kritisiert wurde, musste Marcell Jansen an die EM 2008 denken und sein missratenes Spiel gegen Kroatien, als er - ebenfalls als Linksverteidiger - nach 45 Minuten ausgewechselt wurde. "Ich habe viel daraus gelernt. Es war eine harte, aber gute Zeit. Aber so aggressiv schlechtreden darf man nie wieder einen Spieler, wie es bei mir vor zwei Jahren der Fall war. Deshalb freut mich auch, dass Holger so viel Unterstützung erfährt. Und aus diesem Grund stehe ich auch für ihn gerade. Ich will nicht jammern, aber bei mir war das anders."

Die Rolle des Unterstützers, Helfers oder sogar "Samariters", wie es der HSV-Profi formuliert, lehnt er jedoch ab. Stattdessen will er "immer die Rolle eines Realisten einnehmen". Ihm geht es darum, die Dinge sachlich einzuordnen - und schon gar nicht einseitig. "Was beispielsweise bei mir in der Betrachtung der EM unterging, war mein Einsatz im Finale gegen Spanien, als ich in der zweiten Halbzeit einige gute Akzente setzen konnte. In Erinnerung geblieben ist, als ob da gar nichts war und ich nur, siehe Kroatien, defensive Schwächen hatte."

Nun könnte aber ausgerechnet Jansen der Profiteur eines personellen Wechsels in der Verteidigung sein. "Ich sehe meine Chance aber nicht, weil ein junger Spieler Fehler gemacht hat, sondern weil ich wieder an meine Form und Fitness angeknüpft habe nach der überstandenen Verletzung. Darauf sollte die Entscheidung basieren, wenn ich zum Einsatz komme."

Im Training, berichtet er, habe er häufig als Linksverteidiger fungiert, aber auch Offensivaktionen eingeübt. Im Grunde ist Badstuber für Jansen sowieso keine echte Konkurrenz, weil er den Bayern-Profi als gelernten Innenverteidiger einstuft. Dass dieser dennoch zunächst spielte, führt der 24-Jährige darauf zurück, dass er vor dem Australien-Spiel noch nicht in einem optimalen Fitnesszustand gewesen sei: "Im ersten Spiel wäre es falsch gewesen, von Anfang an zu spielen."

Jetzt fühlt sich der Linksfuß bereit und berichtet, wie heiß er wieder auf Fußball sei, gerade weil er in der Schlussphase der Liga gefehlt hatte: "In den vergangenen zwei Wochen ist es super für mich gelaufen. Ich denke, ich konnte im Training sehr gute Eindrücke hinterlassen. Ich bin bereit."

Obwohl Jansen sich selbst als "Offensivverteidiger" einstuft, kann er sich sehr gut die Position hinter Lukas Podolski vorstellen: "Poldi könnte ich in seinem offensiven Drang gut unterstützen. Er geht ja gerne nach innen. Dann wäre die Außenbahn für mich frei."

Zugleich sieht sich Jansen aber auch bezüglich seiner Defensivarbeit auf einem guten Weg, auch wenn er für den HSV in der abgelaufenen Saison im linken Mittelfeld eingeteilt war: "Ich versuche mich permanent weiterzuentwickeln. Und ohne zu verteidigen, hätte ich nicht eine halbe Saison bei den Bayern hinter Franck Ribéry spielen können. Damals blieben wir 17 Spiele ungeschlagen."