Bloemfontein. Der französische WM-Skandal ist zu einer Staatsaffäre geworden. Im Auftrag von Präsident Nicolas Sarkozy las Sportministerin Roselyne Bachelot den Fußball-Profis in Südafrika nach dem Rauswurf von Nicolas Anelka und dem Trainingsboykott die Leviten. "Ich habe den Spielern gesagt, dass sie dem Image Frankreichs geschadet haben", erklärte die Politikerin gestern Abend am Free-State-Stadion in Bloemfontein und ergänzte: "Es ist ein moralisches Desaster für den französischen Fußball." Die Spieler hätten bei der Unterredung Tränen in den Augen gehabt, berichtete Bachelot. "Ich habe ihnen gesagt, dass sie für unsere Kinder nicht mehr Helden sein können. Sie haben die Träume ihrer Landsleute, ihrer Freunde und ihrer Fans zerstört." Die Sportministerin kündigte Konsequenzen an: "Wir werden nach der WM eine Untersuchung einleiten." Nationaltrainer Raymond Domenech hat den Rauswurf Anelkas noch einmal verteidigt und den Trainingsboykott der Spieler scharf kritisiert. "Das war dumm", sagte der umstrittene Coach in Bloemfontein: "Keiner hat das Recht, sich so in der Kabine zu verhalten. Profis müssen ein Beispiel sein." Enfant terrible Anelka war nach obszönen Beleidigungen gegen Domenech vom französischen Verband nach Hause geschickt worden. Daraufhin hatten sich die verbleibenden Spieler am Sonntag geweigert zu trainieren. (sid)