Der Brasilianer Carlos Simon leitet die Partie gegen Ghana. Er war wegen Manipulationsverdachts schon sechs Wochen gesperrt

Johannesburg. Beim Weltverband Fifa ist Schiedsrichter Carlos Simon hoch angesehen, in seiner Heimat allerdings heftig umstritten: Der Brasilianer, der morgen das Gruppenfinale zwischen Deutschland und Ghana (20.30 Uhr/ARD) pfeift, ist innerhalb der Referee-Gilde kein unbeschriebenes Blatt. Wegen Manipulationsverdachts wurde der Unparteiische 2009 sogar im Land des fünfmaligen Weltmeisters für sechs Wochen gesperrt.

Auch eine DVD mit Simons Fehlentscheidungen, die Erstligist Flamengo Rio de Janeiro 2008 in einem offiziellen Beschwerdebrief an die Fifa schickte, hielt den Weltverband nicht von einer WM-Nominierung ab. Der gelernte Journalist reiste damit schon zum dritten Mal zu einer Weltmeisterschaftsendrunde.

Die deutsche Mannschaft hat ebenfalls schon ihre Erfahrungen mit dem streitbaren 44-Jährigen gemacht. Bei der WM 2006 leitete der Brasilianer das Achtelfinale gegen Schweden (2:0) und wurde anschließend für die Gelb-Rote Karte gegen Abwehrspieler Teddy Lucic (früher Bayer Leverkusen) stark kritisiert. Lukas Podolski klopfte dem Referee nach dem Platzverweis für Lucic auf die Schulter und sorgte unfreiwillig ebenfalls für Schlagzeilen.

In Südafrika leitete Simon in seinem ersten Einsatz das Vorrundenspiel zwischen England und den USA (1:1) und zeigte dabei eine ordentliche Leistung. Auf dieses Spiel hatte sich der in seiner Heimat wegen seinem Hang zur Theatralik "Sheriff" genannte Brasilianer mit einem Sprachkursus der besonderen Art vorbereitet: Sein Gespann erhielt eine Liste mit 20 englischen Schimpfwörtern, um auf mögliche verbale Ausfälle des englischen Torjägers Wayne Rooney vorbereitet zu sein.

In Brasilien pfeift Simon seit 1993, für die Fifa seit 1997. Seinen Einstand auf der internationalen Bühne gab er im Juni 2000 beim Länderspiel zwischen Ecuador und Peru.

Auch der deutsche Schiedsrichter Wolfgang Stark (Ergolding) kann sich auf seinen zweiten WM-Einsatz freuen. Der Bankkaufmann leitet morgen um 16 Uhr die abschließende Partie der englischen Auswahl gegen Slowenien. Dies birgt insofern Zündstoff, als dass aus der Gruppe C der mögliche deutsche Achtelfinalgegner rekrutiert wird. Stark hatte bereits am 12. Juni die Partie Argentinien - Nigeria geleitet.