In 14 WM-Endrunden schied die Nationalelf nie vorzeitig aus

Erasmia. Als Per Mertesacker kurz nach der Niederlage gegen Serbien die Partie gegen Ghana spontan als "unser Sechzehntelfinale" bezeichnete, also als ein vorgezogenes k.o.-Spiel, wirkte er nicht besorgt, sondern erwartungsvoll. Dass er dabei an die Bilanz in den dritten Gruppenspielen bei früheren WM-Endrunden gedacht hat, ist unwahrscheinlich. Doch die Historie ist ein eindrucksvoller Beleg für die Nervenstärke von deutschen Teams.

Seit die WM-Teilnehmer ab 1950 in Gruppen eingeteilt wurden, ist Deutschland bei 14 Teilnahmen nie in dieser Phase des Turniers gescheitert - eine solche Serie kann noch nicht einmal Brasilien vorweisen, das 1966 als amtierender Weltmeister vorzeitig ausschied. Die Konstellation, dass die DFB-Auswahl gegen eine afrikanische Mannschaft im letzten Spiel das Weiterkommen perfekt machen muss, gab es zuletzt 2002, als trotz der Gelb-Roten Karte gegen Carsten Ramelow ein 2:0-Sieg gelang. 1978 in Argentinien reichte ein 0:0 gegen Tunesien, um in die nächste Runde einzuziehen.

Die Geschichte der Deutschen bei WM-Turnieren zeigt jedoch auch, dass es ein gutes Zeichen für einen Titelgewinn war, wenn nicht alle drei Gruppenspiele gewonnen wurden. 1954 beim ersten WM-Titel kam das deutsche Team im ersten Aufeinandertreffen gegen Ungarn mit 3:8 böse unter die Räder - was sich später als kluger Schachzug von Sepp Herberger herausstellte. Das Entscheidungsspiel entschied Deutschland dann mit 7:2 gegen die Türkei für sich.

1974 beim zweiten WM-Gewinn ging das dritte Spiel gegen die DDR mit 0:1 verloren. Erst die danach erfolgten, von Franz Beckenbauer initiierten personellen Veränderungen brachten den gewünschten Erfolg. Und auch 1990 beim letzten WM-Titel mühte sich Deutschland im abschließenden Gruppenspiel zu einem 1:1 gegen Kolumbien.

Wenn deutsche Mannschaften bei der WM aber alle drei Spiele gewannen, was bisher nur 1970 und 2006 der Fall war, sprang jeweils nur der dritte Platz heraus.

Neun Siege schaffte die Nationalmannschaft in den dritten Spielen, der unschönste war dabei sicher das 1:0 gegen Österreich bei der WM 1982 in Spanien, als beide Teams früh ihre Arbeit einstellten, weil sie mit diesem Ergebnis weiterkamen und Algerien ausschied. Die letzte Niederlage im abschließenden Gruppenspiel kassierte eine DFB-Elf bei der WM 1986 mit dem 0:2 gegen Dänemark - und wurde trotzdem Vize-Weltmeister. 1966, als ebenfalls der zweite Platz erreicht wurde, zitterte sich die Mannschaft von Uwe Seeler erst mit einem 2:1 gegen Spanien in die nächste Runde.

Auch die Bilanz der bisher 44 Gruppenspiele in WM-Turnieren ist beeindruckend: Nur fünf Spiele inklusive des Serbien-Spiels gingen verloren. Vielleicht sollte Löw wirklich noch eine geschichtliche Abhandlung halten, um sein Team stark zu reden.