Nach dem 1:0 gegen Japan und dem Einzug ins Achtelfinale wünscht sich Holland mehr Unterstützung, um Weltmeister zu werden

Durban. Dröger Ergebnisfußball statt Fußball total: Trotz des souveränen Einzugs ins WM-Achtelfinale nach Siegen über Dänemark (2:0) und Japan (1:0) hagelt es Kritik aus den Niederlanden an der bisher unattraktiven Spielweise der "Elftal". Doch Trainer Bert van Marwijk und die Spieler verteidigten nach der dürftigen Offensiv-Vorstellung gegen die Asiaten die Abkehr vom Hurra-Stil früherer Jahre vehement und gehen zum verbalen Angriff über.

"Alle wollen immer tollen Fußball von uns sehen und ein 5:0 zur Halbzeit", schimpfte der Bondscoach. "Aber das geht nicht immer und dann muss man auch Mal hässliche Spiele erfolgreich gestalten." Ein Schönheitspreis interessiert van Marwijk nicht, der Titel schon: "Wir sind hierher gekommen, um zu gewinnen. Wir wollen Weltmeister werden", tönte er.

Rückendeckung erhält van Marwijk von Dick Advocaat und Leo Beenhakker. "Kein Zweifel: Das Team hat die Qualität, Weltmeister zu werden. Sie haben 21 Spiele hintereinander nicht verloren. Das sagt alles", sagte der ehemalige Bondscoach gestern beim Training der Niederländer. "Ich kann es nicht mehr hören. Wir waren 1974 die Besten und haben verloren. Wir waren 1978 die Besten und haben verloren. Ich finde, Bert van Marwijk macht das richtig und die Mannschaft versteht, was er will", fügte Beenhakker hinzu.

Ein ähnliches Schicksal, wie bei den letzten großen Turnieren 2006 und 2008, bei denen die Niederlande stets spielerisch überzeugte, aber im Achtelfinale scheiterte, soll dem Team in Südafrika erspart bleiben. Daher bläute der frühere Coach von Borussia Dortmund den Ballkünstlern um Wesley Sneijder, Rafael van der Vaart, Robin van Persie und dem gegen Japan noch pausierenden Arjen Robben Pragmatismus ein.

"Es geht erst mal darum, Siege einzufahren. Auch ich liebe es, mit wunderschönen Spielen zu gewinnen. Aber manchmal braucht man Geduld, besonders gegen einen defensiv gut organisierten Gegner", betonte van Marwijk. Auch die Spieler wehren sich gegen die Kritik aus der Heimat. Joris Mathijsen vom HSV ist "total genervt" von der Debatte in der Heimat. "In Holland können sie schreiben, was sie wollen. Das ist uns egal. Wir haben das Gefühl, dass wir nicht verlieren können. Das ist wichtiger als schöner Fußball", sagte der Abwehrspieler.

Einer der für mehr Esprit sorgen könnte, wäre Robben. Der Münchner trainierte gestern zum zweiten Mal komplett mit dem Team. Über einen Einsatz im letzten Gruppenspiel gegen Kamerun soll der 26-Jährige selbst entscheiden. "Es geht täglich besser. Wir werden sehen, wie er sich entwickelt. Aber ich will ihn eigentlich solange wie möglich schonen. Arjen soll selbst sagen, wenn er wieder spielen will", erklärte van Marwijk.

Niederlande: Stekelenburg - Van der Wiel, Heitinga, Mathijsen, Van Bronckhorst - Van Bommel, De Jong - Kuyt, Sneijder (83. Afellay), Van der Vaart (72. Elia) - Van Persie (88. Huntelaar).

Japan: Kawashima - Okubo (77. Tamada), Endo, Hasebe (77. Okazaki), Matsui (64. Nakamura) - Abe - Nagatomo, Tulio, Nakazawa, Komano - Honda.

Tor: 1:0 Sneijder (53.). SR: Baldassi (Argentinien). Z.: 62 010. Gelb: Van der Weil.