Löw-Team droht die Sperre von fünf Nationalspielern. Merk: “Das ist Wettbewerbsverzerrung“

Erasmia. Nach zahlreichen Fehlentscheidungen der Schiedsrichter während der WM sowie großen Unterschieden in der Regelauslegung hagelt es Kritik - und zwar nicht nur von den Fans, sondern aus dem eigenen Lager. "Das ist Wettbewerbsverzerrung", klagte der dreimalige Weltschiedsrichter Markus Merk in einem sid-Interview. "Und es sind keine Einzelfälle, das wird sich durch das ganze Turnier ziehen."

Merk griff zudem die Fifa-Schiedsrichterkommission heftig an: "Starke Charaktere will man jetzt nicht mehr haben. Alle Schiedsrichter werden in ein Korsett gezwungen. Das ist ganz bitter." Die Schiedsrichter seien bei der WM derart verunsichert, dass sie entweder total gehemmt oder ganz kleinlich pfeifen würden, was die Ergebnisse beim Turnier beeinflusse.

Bei Alberto Undiano hatte die deutsche Nationalmannschaft unter letzterem zu leiden. Der spanische Schiedsrichter zeigte in der Anfangsphase der Partie gegen Serbien innerhalb von neun Minuten vier Gelbe Karten und stellte Miroslav Klose nach 37 Minuten mit Gelb-Rot vom Platz. Als "Anfängerfehler" stufte der frühere Schiedsrichter Hellmut Krug dieses Verhalten ein.

Obwohl mit Kapitän Philipp Lahm, Bastian Schweinsteiger, Mesut Özil, Sami Khedira, und Cacau gleich fünf Spielern eine Sperre im möglichen Achtelfinale droht, forderte Bundestrainer Joachim Löw seine Spieler vor dem Ghana-Spiel zu ganz normalem Zweikampfverhalten auf: "Wir dürfen keine Rücksicht nehmen. Es steht zu viel auf dem Spiel. Keiner darf mit einer Blockade im Kopf in die Partie gehen." DFB-Manager Oliver Bierhoff ergänzte: "Es bringt ja nichts, wenn wir anschließend sagen: Super, ich habe keine Gelbe bekommen, aber nach Hause fahren." Anders als bei früheren Turnieren werden die Verwarnungen erst nach dem Viertelfinale gestrichen, damit kein Spieler im Finale gelbgesperrt fehlt - wie Michael Ballack bei der WM 2002.