Achterbahnfahrt der schwarz-rot-goldenen Gefühle - ist der deutsche Fußball-Zauber nach dem glanzvollen Auftakt schon verflogen?

Schwarz-rot-goldener Katzenjammer in Port Elizabeth und auf den deutschen Fanmeilen. Die Gefühle der Nation, die ihre Fußballer mit der WM-Hymne "Schland O Schland" feiert, fahren Achterbahn. Fünf Tage nach dem glanzvollen 4:0-Auftaktsieg gegen Australien muss jetzt ein Rückschlag verarbeitet werden - das 0:1 gegen Serbien. Das zweite Spiel, bestätigte sich eine Erkenntnis der Europameisterschaft vor zwei Jahren, ist immer das schwerste. "Schland" unter.

Ein Spiel nur, ein Tor genügten, um den Zauber verfliegen zu lassen, der dieses Land erfasst hatte. Wer am Ende der 90 Minuten mit traurigem Blick ins Leere starrte, mag jäh erkannt haben, dass sich kein Sommermärchen alljährlich wiederholt. Es wäre zu schön gewesen, vier Wochen lang nicht an das alltägliche deutsche Drama um Kandidaten, Koalitionen und Kostenexplosionen denken zu müssen. Kein schöner "Schland" in dieser Zeit?

Und nun das. Vieles von dem, was am vergangenen Sonntag noch gefeiert wurde, schienen die Nationalspieler diesmal in der Kabine gelassen zu haben. Es waren übrigens die gleichen wie beim WM-Start in Durban, nur eine Woche älter und ein Länderspiel reifer. Wenn dann auch noch ein Spieler die Arbeitsphilosophie des Schiedsrichters nicht durchschaut (Klose), ein anderer nur die Querlatte trifft (Khedira) und ein weiterer schließlich aus elf Meter Entfernung den Ball nicht im 7,32 Meter breiten Tor unterbringt (Podolski), dann kommt noch eine Mischung aus Pech und Unvermögen hinzu. Kein "Schland" in Sicht.

Nun gelten stolz ertragene Niederlagen, so ein Dichterwort, bekanntlich auch als Sieg. Wenn sie sich auch noch trauen, das verlorene Spiel nicht allein auf die Leistung des Schiedsrichters zu schieben, müssen sich Bundestrainer Joachim Löw und seine Männer vor dem "Gruppen-Endspiel" am kommenden Mittwoch gegen Ghana nicht verstecken. Vielleicht kommt dem vom Boulevard schon zum kommenden Weltmeistertrainer erklärten National-Jogi die Euphoriebremse ja gerade recht. Heute jubeln die Serben, am Mittwoch können es wieder die Deutschen sein. So können wir wieder "Schland" gewinnen.