Für den formschwachen Superstar Brasiliens ist die Schonfrist beendet, die Elfenbeinküste startet mit Drogba

Johannesburg. Kaká steht unter Druck, Drogba ist zurück: Das Topspiel der WM-Vorrundengruppe G zwischen Brasilien und der Elfenbeinküste wird auch ein Duell der Superstars. Psychologisch könnte der Unterschied zwischen beiden kaum größer sein. Drogba brennt auf diesen Einsatz, nur zwei Wochen nach seinem Ellbogenbruch soll er am Sonntag (20.30 Uhr/ARD) in Johannesburg erstmals wieder in die Startelf der Ivorer zurückkehren. "Es wäre nicht überraschend, wenn er von Anfang an spielen würde. Die 25 Minuten gegen Portugal sind für ihn gut verlaufen", sagte Trainer Sven-Göran Eriksson.

Kaká dagegen steht in seinem 80. Länderspiel auf andere Art und Weise unter besonderer Beobachtung. Die Schonfrist für den zuletzt enttäuschenden 65-Millionen-Mann von Real Madrid läuft auch innerhalb der "Seleção" ab. Stürmer Robinho hat sich schon angeboten, notfalls die Regisseur-Rolle zu übernehmen. "Klar ist Kaká ein sehr wichtiger Spieler für uns. Aber es wäre kein Problem für mich, auf dieser Position zu spielen", sagte der 26-Jährige. "Beim FC Santos gibt es drei Stürmer, und ich lasse mich öfter etwas zurückfallen. Ich bin es natürlich nicht so gewohnt, aber ich habe damit keine Probleme." Der Angreifer vom FC Santos meinte zudem unverblümt: "Julio Baptista kann das auch spielen, er hat es schon bei der Copa América gemacht. Brasilien hat hervorragende Spieler, die Kaká ersetzen können." Leise Kritik, die der betroffene Spielmacher durchaus nachvollziehen kann. "Ich habe lange nicht gespielt. Aber ich bin sicher, dass ich mich im Laufe des Turniers steigern kann", verspricht Kaká.

Beim qualvollen 2:1-Auftaktsieg gegen Nordkorea brachte der Weltfußballer von 2007 kein Bein auf den Boden. Trainer Carlos Dunga nahm seinen Spielmacher nach 77 Minuten vom Platz und meinte: "Kaká ist noch nicht bereit für 90 Minuten, er hat noch kein volles Spiel gemacht in den letzten Monaten. Wir wollen den Rhythmus langsam steigern." Nach einer verkorksten ersten Saison in Madrid mit monatelanger verletzungsbedingter Auszeit kämpft der 28-Jährige um seine Form. Dabei ist Brasilien von seinem Ideengeber so abhängig wie von keinem anderen Spieler, da die Ballkünstler Ronaldinho und Diego gar nicht erst nach Südafrika mitreisen durften.

Die Abhängigkeit der Ivorer von Drogba ist beinahe noch größer. "Er ist unser Kapitän und einer der besten Spieler der Welt", sagte Eriksson. Während Kaká in den vergangenen Monaten eine der schwierigsten Phasen seiner Karriere durchlebte, wurde Drogba mit dem FC Chelsea englischer Meister und Pokalsieger und sicherte sich mit 29 Treffern die Torjägerkanone der Premier League. In 70 Länderspielen schoss er bislang 44 Tore. Da die Ivorer auch mit ihrem 0:0 zum WM-Auftakt gegen Portugal zufrieden waren, gehen sie mit sehr viel Selbstvertrauen in das Spiel. "Auch Brasilien ist schlagbar. Viele von uns spielen im Verein mit oder gegen ihre Stars", sagte Cheik Tioté. Drogba selbst sprach von einem "guten Einstand" in die WM. "Wenn wir jetzt noch zwei Siege holen, ist alles gut", meinte der 32-Jährige.

Auch Kaká wurde deutlich: "Wir müssen dieses Spiel gewinnen." In diesem Fall könnte Brasilien den Einzug ins Achtelfinale vorzeitig perfekt machen. Unterstützung erhielt der angeknockte Star von seinem Freund und Konkurrenten Julio Baptista, der Kakás Position ebenfalls spielen könnte. "Er hat das Schlimmste hinter sich, die Rehabilitation. Jetzt ist er sehr gut drauf. Er ist sehr ruhig, versucht sein Bestes für die Mannschaft zu geben, und ich bin sicher, dass er uns helfen kann", sagte der Mittelfeldspieler des AS Rom und lehnte die aus den eigenen Reihen offerierten Blumen dankend ab.

Robinho, der als Erster Baptista als möglichen Kaká-Nachfolger thematisiert hatte, macht sich allerdings nicht nur Sorgen um das Kreativzentrum, sondern auch um die Kinder, die bei der Fußball-WM mit den Spielern auf den Rasen laufen. Diese seien nur mit Trikots und Fußballhosen und damit zu leicht bekleidet. Der Stürmer, Torhüter Julio César und Spielmacher Kaká hätten versucht, die Kinder auf dem Weg von der Kabine aufs Spielfeld in den Arm zu nehmen und zu wärmen. "Ich habe darum gebeten, dass man ihnen Jacken gibt", sagte Robinho.

César hat schon mal vorgesorgt. "Ich habe unseren Betreuer Américo Faria gebeten, mir Thermohosen zu kaufen, weil mir im ersten Spiel extrem kalt war", sagte der Profi von Inter Mailand, der niedrige Temperaturen eigentlich gewöhnt ist. Seine Mitspieler hätten vor dem 2:1-Sieg gegen Nordkorea auch eine spezielle Creme benutzt, die die Haut erwärmt.

Brasilien: Julio Cesar - Maicon, Lucio, Juan, Michel Bastos - Elano, Gilberto Silva, Felipe Melo - Kaká - Luis Fabiano, Robinho.

Elfenbeinküste: Barry - Demel, Kolo Touré, Zokora, Tiene - Eboué, Yaya Touré, Tiote - Dindane, Kalou - Drogba.

Schiedsrichter: noch nicht benannt.