Europameister-Trainer Aragonés kritisiert seinen Nachfolger del Bosque

Durban. Die stolzen Spanier fühlen sich nach dem Albtraumauftakt in ihrer Ehre gekränkt. "Nie hätten wir gedacht, dass wir so in das Turnier starten. Nicht einmal über ein Unentschieden haben wir nachgedacht", gab Sergio Busquets nach dem 0:1 gegen die Schweiz zu. Damit verriet der Mittelfeldspieler vom FC Barcelona, dass man den Außenseiter allen Bekundungen zum Trotz wohl nicht richtig erst genommen habe. Eine fatale Fehleinschätzung, mit der sich der erklärte WM-Favorit vor den Gruppenspielen gegen Honduras am nächsten Montag und Chile am 25. Juni selbst mächtig unter Druck setzte. "Jetzt haben wir zwei Endspiele, zwei Spiele um Leben oder Tod", bekannte Mittelfeldspieler Xavi nach der erst zweiten Niederlage der Selección seit November 2006.

Schon oft ging Spanien als Mitfavorit bei Weltmeisterschaften an den Start - und enttäuschte. Seit 1950 kam die Mannschaft nie weiter als bis zum Viertelfinale. "Versagt Spanien wie immer bei großen Turnieren?", fragte "Marca" prompt, um dann Zuversicht zu verbreiten. "Bleiben wir ruhig, wir sind immer noch das beste Team der Welt."

Es war auch keine Arroganz, eher eine Mischung aus Sorglosigkeit und dem Glauben, dass man schon irgendwann ins Tor treffen würde. "Es hat das nötige Quäntchen Glück gefehlt", haderte Trainer Vicente del Bosque, der aus der Heimat viel Fachkritik erntete. Allen voran von Erfolgscoach Luis Aragonés, der das Team zum EM-Titel 2008 geführt hatte. "Das Problem war von Beginn an, mit zwei defensiven Mittelfeldspielern zu agieren", sagte der 71-Jährige. Es gilt als ausgemacht, dass del Bosque jetzt auf das System von Aragonés umstellen und wieder mit einer zweiten Spitze beginnen wird.