Simone Buchholz kommentiert das Zusammenspiel des Duos Netzer/Delling

Man kann ja gar nicht wirklich schimpfen. Die Herren Netzer und Delling sind im Grunde völlig in Ordnung so, wie sie sind: sachlich, öffentlich-rechtlich, hölzern. Die Scheitelfrisuren, die Schmallippigkeit, dieses ganze kleinbürgerliche Sachbearbeitertum, das tut niemandem weh. Es geht echt schlimmer. Aber immer, wenn ich die beiden so sehe, frage ich mich, wie lange man eigentlich den gleichen Witz erzählen kann, ohne von den restlichen Partygästen gesteinigt zu werden. Man muss sich das mal vorstellen: Die machen das jetzt im zwölften Jahr, dass sie da so stehen, und dabei bewegen sie sich keinen Millimeter. Immer die gleiche Muppet-Show-Anordnung, Delling links, Netzer rechts, davor ein Balkon, Krawatten an, und dann los. Seit zwölf verdammten Jahren! Und, Hand aufs Herz - es war nie wirklich lustig.

Dieses von der Redaktion vermutlich beabsichtigte Waldorf-and-Statler-Ding hat einfach nie so richtig funktioniert. Erstens sind Herr Delling und Herr Netzer nicht hässlich genug, Delling ist und bleibt ein Gesichtsbubi, und Netzer war immerhin mal einer der attraktivsten Männer seiner Generation. Zweitens waren sie stets viel zu sauber. Waldorf and Statler sind zwei - Pardon - Arschkrampen mit Dreckslache. Delling und Netzer sind frisch gestärkt, dampfgebügelt und Grimme-Preis-Träger. Die beiden waren zwar meistens superkompetent, manchmal kurios, selten aufregend, aber dass dem Duo jahrelang unterstellt/erzählt/eingeimpft wurde, sie wären komisch - wer war das eigentlich? Sowas ist doch unverantwortlich. Und führt zum Abfeuern von sehr schlechten Witzen. Zum Beispiel gestern Abend.

Herr Netzer: "Der weiß einfach, wann er aufhören muss."

Herr Delling: "Dass Sie das sagen, wo Sie doch erst nach dieser WM aufhören ... höhöhö ..."

Die ARD hätte die beiden vor sich selbst schützen sollen, schon vor langer Zeit. Spätestens nach der WM 2006 hätte Mehmet Scholl ernsthaft eingesetzt werden sollen, nicht nur als Praktikant von Reinhold Beckmann. Ach, Mehmet Scholl, herrlich. Aber darüber reden wir ein anderes Mal.

Simone Buchholz, 38, lebt als Autorin auf St. Pauli. Ihr neuer Krimi "Knastpralinen" ist bei Droemer Knaur erschienen.