Außenseiter Nordkorea will die Sensation und orientiert sich an der WM-Endrunde von 1966

Johannesburg. Sie provozieren die ganze Welt, kaufen Applaus in China ein und sind das größte WM-Geheimnis: Nordkorea betritt 44 Jahre nach der Sensation von 1966 wieder die ganz große Fußballbühne und sagt selbstbewusst gleich Brasilien den Kampf an. "Unsere Herzen sind tapfer, unser Geist ist stark. Wir werden gegen die Brasilianer gewinnen", sagte Jong Tae-se, angeblich der Wayne Rooney Asiens. Vor dem heutigen Duell wissen wohl selbst die Brasilianer nicht, was sie gegen den mythenumrankten WM-Außenseiter erwartet. Nordkorea hat sich abgeschottet, Fragen wurden von den Presse-Attachés auf den wenigen Terminen abgebügelt oder gar nicht beantwortet.

Eines jedoch ist klar: Der 1:0-Sensationssieg gegen Italien 1966 soll Nordkorea, das derzeit dem Süden mit einem "Flammenmeer" und "unbegrenzten Militärschlägen" droht, beflügeln. "Wir sind für viele ein Mysterium, aber wir haben den deutschen Geist. Ich bin mit den Bildern von 1966 aufgewachsen. Ich möchte genauso sein", sagte Angreifer Jong Tae-se, der als einer von wenigen Spielern zugänglich ist: Er verdient sein Geld in Japan. Dass die Spieler den Mund voll nehmen wie der kleine Diktator Kim Jong-il, sagt aber wenig über die sportliche Qualität des größten WM-Außenseiters neben Neuseeland aus. Zu erwarten ist eine destruktive Taktik mit Libero, harten Tacklings sowie gelegentlichen Vorstößen.

Falls ein Tor für Nordkorea fällt, wird im Fan-Block auch brav gejubelt. Staatschef Kim kaserniert seine Landsleute in Nordkorea zwar ein, aber der Diktator hat vorgebaut: Jubel wird in China eingekauft. 1000 Tickets für die Spiele gegen Brasilien, die Elfenbeinküste und Portugal hat das nationale Sport-Komitee beim großen Nachbarn unters Volk gebracht - unter der Bedingung, dass die Chinesen auch winken, schreien und klatschen. Die Fansöldner sind begeistert. "Wir werden für Nordkorea klatschen, schon allein deshalb, weil sie unsere Nachbarn sind. Sie sind nicht mal in der Lage, die eigenen Leute zu ernähren, aber sie arbeiten härter als chinesische Sportler", sagte Karteninhaber Wang Qi. Auch ein Fanklub aus Europa unter der Leitung des Briten Simon Cockerell ist eigens nach Südafrika angereist.

Brasilien: Julio Cesar - Maicon, Lucio, Juan, Michel Bastos - Gilberto Silva - Ramires, Felipe Mello - Kaka - Robinho, Luis Fabiano.

Nordkorea: Ri Myong-guk - Ri Jun-il - Cha Jong-hyok, Pak Chol-jin, Ri Kwang-chon, Nam Song-chol - Mun In-guk, An Yong-hak, Pak Nam-chol - Hong Yong-jo, An Choi-hyok.

Schiedsrichter: Kassai (Ungarn).