Simone Buchholz kommentiert die Übertragung des Italien-Spiels

La belezza - die Schönheit.

Die Italiener sind die Erfinder des attraktiven Auftritts. Das hat immer wieder Klasse, was der Verband da zu internationalen Veranstaltungen schickt. Die Gesichter, die Trikots, die Namen, das ist alles gut geschnitten, mit der richtigen Spur Humorlosigkeit, die aus schickem Aussehen Sexyness macht. Die Italiener sind vom Scheitel bis zum Stollen ein Lockruf für die Frauen dieser Welt, sich bei Fußballgroßereignissen vor dem Fernseher zu parken. Was das angeht, ist auf die Jungs Verlass. An dieser Stelle möchte ich ausdrücklich auf den zweiten Torwart hinweisen, der gestern 45 Minuten spielen durfte.

La grandezza - die Größe

Fabio Cannavaro, am Vulkan aufgewachsen. Körperlich einer der Kleinsten im Kader, aber seine Ausstrahlung kann einsneunzig. Cannavaro leuchtet. Er mag in die Jahre gekommen sein, aber er strahlt eine vibrierende Qualität aus, diese breite Brust, und wie er läuft, so stolz, dabei guckt er immer ein bisschen in die Ferne, das hat so einen ernsthaften Schmelz, das ist Winnetou für Erwachsene. Dürfte ich mir bei dieser WM mal was wünschen, ich würde mir eine Zeitlupenstudie von Cannavaro wünschen, wie er einfach nur geht.

La pettinatura - die Frisur

Pomade im Haar hat natürlich immer etwas sehr Schmieriges. Aber ein Mann, der seine Haare glatt nach hinten geklebt trägt, hat ein kompromissloses Verhältnis zu Körperpflege: Er macht das ordentlich, aber er mag keinen Firlefanz. Vielleicht hat die bevorzugte Frisur der Italiener sogar was mit der Art zu tun, wie sie Fußball spielen. Wie dem auch sei: Bei den Italienern sieht man keine dieser Haarunfälle, die Fußballer gerne mal auf dem Kopf tragen. Ausnahme: Vincenzo Iaquinta. Aber da ist auch das Gesicht mehr was fürs Radio.

L'inganno - der Betrug

Furchtbar. Seh ich die Italiener Fußball spielen, fährt der Argwohn immer mit. Fällt einer, denke ich: Schwalbenkönig. Pfeift der Schiri: Der ist doch gekauft. Heult einer: Schauspieler. Das ist das Schlimme an den Italienern, und das geht nicht weg, da hilft auch Cannavaro nicht. Das ist so traurig. Wenden wir uns deshalb lieber wieder den erfreulichen Dingen zu: Günther Jauch hatte für ein paar Minuten ein wirklich hübsches Federhütchen auf.

Simone Buchholz, 38, lebt als Autorin auf St. Pauli. Ihr neuer Krimi "Knastpralinen" ist bei Droemer Knaur erschienen.