Große Genugtuung beim zuletzt hart kritisierten Torjäger. Er traf per Kopf zum 2:0 gegen Australien. Und zahlte damit das Vertrauen von Bundestrainer Löw zurück

Durban. Er schrie seine ganze Anspannung aus sich heraus. In der 27. Minute rutschte Miroslas Klose auf den Knien über den Rasen des Stadions in Durban - die Adern traten aus seinem Hals hervor - und ließ sich dann nur noch feiern. Was für eine Genugtuung für den viel gescholtenen Nationalstürmer. Besorgte er doch das 2:0 per Kopf nach einer feinen Flanke von Philipp Lahm.

Dabei hatte für ihn auch dieses Spiel so unglücklich begonnen. Schon in der 7. Spielminute scheiterte er bei seiner ersten Großchance mit einem Flachschuss aus 16 Metern an Torwart Mark Schwarzer. Und in der 24. Minute traf er nach einem Querpass von Podolski aus sechs Metern frei stehend vorbei. Da wirkte Klose für ein paar Momente völlig verzweifelt. Sicher kamen in ihm die Erinnerungen hoch. An viele vergebene Chancen. An die harsche Kritik. Und an die persönliche Niederlage bei der Kapitänswahl. Bundestrainer Joachim Löw hatte sich vor dem Turnier für Philipp Lahm entschieden - obwohl doch eigentlich Klose als älterem Spieler mit den meisten Länderspielen (jetzt 97) im Kader diese Ehre gebührt hätte.

Doch dann kam sein Kopfball ins Glück - sicherlich auch begünstigt durch den Patzer von Torwart Schwarzer. Aber es war das Glück des Tüchtigen. Schließlich zeigen auch die statistischen Werte seine Klasse. Klose gewann 50 Prozent seiner Zweikämpfe - ein sehr guter Wert für einen Stürmer -, zudem kamen 83 Prozent seiner Pässe an.

"Ich weiß, was ich kann. Ich habe mich heute super gefühlt und konnte meinen Teil dazu beitragen", freute sich der gebürtige Pole. Und sagte über die gesamte Teamleistung: "Es ist unglaublich wichtig, dass es im ersten Spiel geklappt hat. Man hat gesehen, dass wir viel Spaß haben."

Das Vertrauen von Joachim Löw in den mit sieben Treffern besten Torschützen der WM-Qualifikation zahlte sich einmal mehr aus. Trotz Kloses schwacher Saison mit nur drei Bundesliga-Treffern beim FC Bayern hielt der Bundestrainer an dem Routinier fest - mit Erfolg. "Miroslav Klose hat hart gearbeitet", hatte Löw vor dem WM-Anpfiff erklärt und nach den schwachen Leistungen des Münchners in den Testspielen der Nationalmannschaft in Ungarn (3:0) und gegen Bosnien (3:1) betont: "Ich habe nicht erwartet, dass es innerhalb von wenigen Tagen die absolute Leistungsexplosion gibt." Schließlich hatte Klose beim FC Bayern kaum noch Spielpraxis sammeln können. Er kam unter Trainer Louis van Gaal fast nur noch als Edeljoker zum Einsatz.

Das Tor gegen Australien war Kloses elftes WM-Tor, damit zog er mit Jürgen Klinsmann gleich. Nur Gerd Müller (14) liegt nun noch als deutscher WM-Rekordtorschütze vor dem ehemaligen Bremer, der auch den absoluten WM-Rekord des Brasilianers Ronaldo (15) im Visier hat. Noch am Sonnabend hatte Teammanager Oliver Bierhoff zu den Diskussionen um Klose bemerkt: "Es ist Gerede, Gerede, Gerede - am Ende kommt es doch auf die Pflichtspiele an."

Klose erwies sich wieder als Spezialist für WM-Auftaktspiele: 2002 hatte er in Japan beim 8:0 gegen Saudi-Arabien drei Tore erzielt, zwei waren es 2006 in München beim 4:2 der deutschen Elf im WM-Eröffnungsspiel gegen Costa Rica. Und nun das Tor gegen Australien. Fürwahr ein gutes Omen.