Fünf Spieler aus dem Kader Australiens sammelten in der Bundesliga Erfahrung

Johannesburg. Joshua Kennedy sieht noch immer aus wie ein fröhlicher Vagabund. Lange Haare, brauner Teint, entspanntes Lächeln. Würde der 27 Jahre alte Australier nicht am Sonntag in Durban auf Deutschland treffen, wäre er auch gut einige hundert Kilometer entfernt am Strand von Jeffreys Bay aufgehoben, wo sich die besten Surfer des Landes tummeln.

Der kopfballstarke Stürmer allerdings nährt die Hoffnungen der "Socceroos" auf ein gutes Abschneiden in Südafrika, und das Duell mit den Deutschen ist für ihn wie auch vier seiner Kollegen so etwas wie ein Treffen mit alten Bekannten. Neben Kennedy waren einst auch Craig Moore, Michael Beauchamp und Mark Schwarzer als Lehrlinge in die Bundesliga gekommen, um dann weiterzuziehen um den Globus. Dario Vidosic immerhin ist der Wahlheimat noch treu geblieben: Von Nürnberg wurde er in der vergangenen Spielzeit an den MSV Duisburg ausgeliehen. In der Bundesliga wenig geschätzt, schickt sich das Quintett an, es im quietschgelben Nationaltrikot den Deutschen im zweiten Anlauf zu beweisen.

Dabei zeigen Kennedy und Co. auch das ganze Dilemma der Australier bei dieser WM. Wichtige Spieler wie Harry Kewell und Tim Cahill sind angeschlagen, andere verfügen über zu wenig Spielpraxis in starken Ligen. Nach Stationen beim VfL Wolfsburg, Stuttgarter Kickers, 1. FC Köln, Dynamo Dresden, 1. FC Nürnberg und Karlsruher SC spielt Kennedy inzwischen in Japan bei Nagoya Grampus Eight - in Sachen Vereinswahl ist er ein Vagabund geblieben. Den ehemaligen Nürnberger Defensivspezialisten Beauchamp hat es nach einem Jahr beim Al-Jazira Club zurück in seine australische Heimat zu Melbourne Heart verschlagen, und Moore, in Mönchengladbach als kompromissloser Verteidiger aufgefallen und 2008 an Hodenkrebs erkrankt, ist derzeit gar auf Vereinssuche. Einzig Schwarzer hat nach Stationen in Dresden und Kaiserslautern sein Glück in England gefunden, mit Fulham stand er im Endspiel der Europa League, demnächst dürfte er beim FC Arsenal anheuern.

"Das weitaus größte Problem ist, dass viele Spieler in ihren Vereinen zu wenig Wettkampfpraxis bekommen", klagt Pim Verbeek. "Nehmen Sie unseren Mittelfeldspieler Vidosic - ein talentierter Junge, aber sowohl in Nürnberg als auch in Duisburg hat er nur wenig gespielt", sagt der Trainer der Australier. Improvisieren und über den Teamgeist kommen hat sich der smarte Niederländer daher auf die Fahne geschrieben. Und vielleicht hilft ja doch einer, dem sie zumindest in der Heimat Messias-Fähigkeiten bescheinigen. "Wird Kennedy unser Erlöser?", fragte die Zeitung "The Australian". "Alles, was ich tun kann, ist mein Bestes zu geben", sagt Kennedy artig. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.