Vor dem Auftaktspiel gegen Uruguay ist die Stimmung bei den Franzosen angespannt. Ribéry und Anelka sollen auf Trainer Domenech Druck ausgeübt haben

Kapstadt/Johannesburg. Ärger um die Nobelherberge, Grüppchenbildung im Kader und Dauerkritik an Trainer Raymond Domenech: Frankreich geht schwer angeschlagen in den WM-Auftakt heute in Kapstadt gegen Uruguay (20.30 Uhr/RTL). In höchster Not hat sich nun sogar Staatschef Nicolas Sarkozy in die Debatte eingeschaltet und die Angelegenheit zur Chefsache erklärt. "Ich hatte ein langes Gespräch mit Domenech und habe ihm meine vollste Unterstützung zugesagt. Die ganze Nation steht hinter der Mannschaft", ließ der Staatschef auf seiner Facebook-Seite mitteilen und schickte hinterher: "Allez les Bleus!"

Fakt ist aber, dass der Mannschaft im eigenen Land nicht viel zugetraut wird. Nach den mageren Auftritten in den Testspielen gegen China (0:1), Costa Rica (2:1) und Tunesien (1:1) ergab eine Umfrage der Boulevardzeitung "Le Parisien", dass 50 Prozent aller Befragten an ein frühes Aus im Viertelfinale glauben. "Gegen China zu verlieren hat mich schon enttäuscht. Doch am Ende des Tages habe ich mir gesagt, es war eben doch nur ein Vorbereitungsspiel", sagte Domenech und ergänzte: "Jetzt geht es erst richtig los." Seine Spieler stehen unter besonderer Beobachtung. "Der Druck ist enorm, aber es ist positiver Druck. Für uns ist wichtig, mit dem Eröffnungsspiel die Linie zu finden", meinte Abwehrspieler Bakary Sagna.

Intern brodelt es. Franck Ribéry von Bayern München und Nicolas Anelka vom FC Chelsea sollen Druck auf Domenech ausgeübt haben. Sie fordern angeblich, dass Thierry Henry und Abou Diaby anstelle von Sidney Govou und Yoann Gourcuff zur Startelf gehören. Zumindest Diaby dürfte spielen. Vor allem an Henry, letzter verbliebener Akteur des französischen Weltmeister-Kaders von 1998, entzünden sich intern die Debatten. Le Parisien taufte ihn bereits "Luxus-Joker".

Enorm angespannt ist das Verhältnis auch zwischen Mannschaft und Journalisten, die dem französischen Lager eine Wagenburgmentalität vorwerfen. Die vielen Sicherheitskontrollen und die Tatsache, dass das Training weitgehend unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfindet, brachte die Presse auf die Palme.

Eine große Belastung für das Team stellt auch die Debatte um das luxuriöse Fünfsternehotel des Vizeweltmeisters in Knysna dar. Immer wieder muss sich Domenech rechtfertigen. "Diese Anlage gibt den Spielern ein Gefühl von Heimat, das sie in diesem Turnier gut gebrauchen können", sagte er. Selbst die französische Sportstaatssekretärin Rama Yadeam hatte angesichts finanziell schwieriger Zeiten die Wahl der teuren Herberge kritisiert.

Der zweimalige Weltmeister Uruguay kann mit der Rolle des Außenseiters gut leben. "Wir wollen den Franzosen das Leben so schwer wie möglich machen", sagte Trainer Óscar Washington Tabárez. Für Ärger sorgte aber, dass sein Team gestern erst mit drei Stunden Verspätung in Kapstadt landete.

Zum Schlüsselduell des Spiels könnte der Zweikampf zwischen Frankreichs Abwehrspieler William Gallas (FC Arsenal) und Uruguays Superstar Diego Forlán werden. Blondschopf Forlán zeigte seine Klasse vor wenigen Wochen, als er Atlético Madrid mit zwei Treffern zum Gewinn der Europa League schoss. Von Gallas wird es nach dem Spiel keine Aussagen zum Zweikampf geben. Der 32-jährige hatte aus Protest gegen die Berichterstattung über seine Person angekündigt, er werde während der WM keine Interviews geben.

Uruguay: Muslera - Scotti, Lugano, Godín - Pérez, Gargano - M. Pereira, A. Pereira - González - Suárez, Forlán.

Frankreich: Lloris - Sagna, Gallas, Abidal, Evra - Toulalan, Diaby - Ribéry, Gourcuff, Malouda - Anelka.

Schiedsrichter: Nishimura (Japan).