Der Torhüter vom Team Australien hat deutsche Wurzeln, spricht die Sprache und drückte als Kind dem DFB-Team die Daumen

Johannesburg. Tim Cahill sieht seinen Kollegen an, als würde dieser von einem fremden Planeten kommen. Der Mittelfeldspieler der australischen Nationalmannschaft geht nach dem Training an Mark Schwarzer vorbei, der sich mit Journalisten und Fans unterhält. Auf Deutsch. "Ich spreche jeden Tag Deutsch", sagt der Torwart. Akzentfrei. Der 37-Jährige hat seine Wurzeln in der Bundesrepublik, "und darauf bin ich stolz." Er telefoniere häufig mit den Verwandten in Freiburg und Böblingen, seinen Eltern sowie Freunden. Es gibt viel zu reden: Am Sonntag (20.30 Uhr) trifft Australien im ersten WM-Spiel auf Deutschland. Für Schwarzer ist es ein Duell mit der Jugendliebe: Als Junge drückte er den deutschen Spielern die Daumen. "Australien war bei Weltmeisterschaften ja nie dabei." Seine Eltern Doris und Hans wanderten 1967 von Stuttgart nach Sydney aus. Fünf Jahre später kam ihr Sohn zur Welt. Zuhause wurde Deutsch gesprochen.

Nicht nur die Sprache, auch die Bundesliga kennt Schwarzer gut. Von 1994 bis 1995 stand er bei Dynamo Dresden unter Vertrag, das folgende Jahr beim 1. FC Kaiserslautern. Doch der Durchbruch gelang in England, wo er 405 Ligaspiele absolvierte, den englischen Ligapokal gewann und mit dem FC Middlesbrough 2006 das Uefa-Cup-Finale erreichte. Seit zwei Jahren spielt Schwarzer nun für den FC Fulham. Nach zwanzig Jahren als Profi ist er einer der erfahrensten Spieler des Turniers. Deutschland hatte in Oliver Kahn und Jens Lehmann bei den vergangenen Turnieren auch immer ältere Torhüter - in Südafrika steht in Schalkes Manuel Neuer, 24, seit langem wieder ein Junger zwischen den Pfosten. Laut Schwarzer kein Problem: "Dies ist kein Nachteil. Manuel ist ein starker Torwart und zu Recht die Nummer eins. Die deutschen Trainer wissen schon, was sie da tun."

In Australien ist Schwarzer ein Volksheld. 2005 parierte er im Elfmeterschießen im entscheidenden WM-Qualifikationsspiel gegen Uruguay zwei Strafstöße. Australien durfte zur WM 2006 nach Deutschland reisen und schied erst im Achtelfinale mit 0:1 gegen Italien aus. Schwarzer war machtlos, das Gegentor war ein Elfmeter. "Wir haben viele gute Torhüter. Aber Mark ist ganz klar die Nummer eins", sagt sein Trainer Pim Verbeek.

Dem Torhüter soll sogar ein Angebot von Arsenal London vorliegen. Englische Medien berichten, dass Schwarzer den FC Fulham gebeten habe, ihn aus seinem bis 2011 gültigen Vertrag zu entlassen. Für Schwarzer ist das Spiel gegen Deutschland derzeit aber viel wichtiger. "Wir haben hart gearbeitet, um gegen Deutschland fit zu sein", sagt er. "Das ist uns gelungen, wir sind körperlich in sehr guter Verfassung. Und wollen mal sehen, was am Ende gegen Deutschland rauskommt."