Tricks, Ticketgeschenke und seltsame Trikotlieferungen - der Außenseiter macht vor dem WM-Start mit Kuriositäten von sich reden

Johannesburg. Der große Diktator hat ein kleines Problem. Kim Jong-Il hat seine Landsleute in Nordkorea geradezu einkaserniert, dennoch soll die Nationalmannschaft bei der WM in Südafrika, daran glaubt der geliebte Führer ganz fest, vom Jubel der Fans zum Titel getragen werden. Applaus, Fahnenschwenken und La Ola werden daher in China eingekauft. 1000 Tickets für die nordkoreanischen Spiele gegen Brasilien, die Elfenbeinküste und Portugal bringt das nationale Sportkomitee nun also beim großen Nachbarn unters Volk - der hat 2008 in Peking schließlich vorgemacht, wie perfekte Choreographie funktioniert.

Die einzige Bedingung: Sie müssen klatschen, jubeln und schreien. Alles für Nordkorea. Die Fansöldner sind begeistert, die Karten gingen weg wie warme Semmeln. Die Chancen auf ein Weiterkommen des Teams in der Gruppe G sind dennoch nur theoretischer Natur. Andererseits kennen selbst die großen westlichen Fußballexperten das Team aus der wirtschaftlich heruntergekommenen, aber hochgerüsteten "Demokratischen Volksrepublik Korea" nicht wirklich. Die Nordkoreaner sind zum zweiten Mal nach 1966, als es für das Viertelfinale reichte, wieder bei einer WM dabei.

In der Vorbereitung auf die WM war Nordkorea mit der niedrigsten Weltranglistenposition (105) zumindest fleißig. Nach der WM-Qualifikation vor einem Jahr bestritt das Team zwölf Freundschaftsspiele. Zuletzt gab es am Sonntag das 1:3 gegen Nigeria, das allerdings eher durch die Panik mit mehreren Verletzten in den Blickpunkt rückte (siehe Bericht oben). "Technisch sind wir nicht besser als Südkorea oder Japan", sagte der 26 Jahre alte Jong Tae Se von Kawasaki Frontale, "aber mental und physisch sind wir besser als jeder andere in Asien." Der Angreifer, in Anlehnung an den englischen Stürmerstar Wayne Rooney "Rooney Asiens" genannt, hat sich ein Tor pro Spiel vorgenommen. Jong Tae Se ist gesetzt, aber von sich reden machte ein anderer Angreifer vor dem Turnierstart. Coach Kim Jong Hun hatte Stürmer Kim Myong Won als dritten Torhüter nominiert. Dem Winkelzug machte die Fifa aber einen Strich durch die Rechnung: Entweder spielt der Mann von Amrokgang SG im Tor oder gar nicht.

Die Gruppengegner stellen sich indes auf einen unbequemen Gegner ein. Denn die Nordkoreaner werden defensiv mit sehr viel Leidenschaft erwartet. "Physisch sind sie besser als jeder andere, weil sie sechs Monate Trainingslager hinter sich haben", sagte Sven-Göran Eriksson, Coach der Elfenbeinküste. "Sie sind gut organisiert und laufen die ganze Zeit."

Zuletzt rannten sie in Trikots eines spanischen Ausrüsters, was diesen selbst wunderte, wie die "Süddeutsche Zeitung" berichtete. In der Firmenzentrale der baskischen Sportartikelfirma Astore staunten die Verantwortlichen nämlich nicht schlecht, als sie gefragt wurden, wie sie mit den Nordkoreanern ins Geschäft gekommen seien. Denn bei Testspielen liefen die Asiaten in Astore auf. Bald stellte sich heraus, dass sich Nordkorea im Internet bedient hatte. Statt Geld von einem Ausrüster einzuheimsen, hatte der Verband wohl bei einem günstigen Anbieter zugegriffen, so die Vermutungen.