Trotz des frühen Platzverweises für den Franzosen haben die Münchner beste Chancen auf den Finaleinzug.

München. Trotz einer Roten Karte gegen Skandal-Kicker Franck Ribéry hat Bayern München dank Wunderdribbler Arjen Robben seine Chance auf den ersten Einzug ins Endspiel der Champions League seit neun Jahren gewahrt. Die Mannschaft von Trainer Louis van Gaal bezwang den siebenmaligen französischen Meister Olympique Lyon durch Robbens vierten Treffer in der Königsklasse mit 1:0 und hat damit gute Aussichten, im Rückspiel am kommenden Dienstag erstmals seit dem Triumph von 2001 ins Finale einzuziehen.

Eine noch bessere Ausgangsposition verhagelte den Münchnern der Platzverweis gegen Ribéry (37.) wegen groben Foulspiels. Doch Robben mit seinem Solo-Tor (69.) und die Gelb-Rote Karte gegen Lyons Jeremy Toulalan (54.) lassen die Münchner weiter vom achten Vorstoß in ein Finale der Königsklasse und damit weiter vom Triple träumen.

Schon vor dem Spiel richteten sich 66 000 Augenpaare in der ausverkauften Münchner WM-Arena auf Ribéry. Wie würde er sich in seinem ersten Spiel nach dem Bekanntwerden der delikaten Sex-Affäre um seine Person präsentieren? Zunächst schien es, als habe der kleine Franzose all die Anschuldigungen und Gerüchte gut weggesteckt, er war in der ersten Hälfte der auffälligste Bayern-Spieler. Dann aber leistete er sich das folgenschwere Foul an Lisandro Lopez. Ribéry kam gegen Lyons Stürmer zu spät und traf ihn am linken Knöchel. Der Bayernstar ging umgehend in die Kabine, duschte und floh noch vor dem Abpfiff aus dem Stadion.

"Ich weiß nicht, ob es Rot hätte geben müssen. Ich will nicht sagen, es war ein brutales Foul, aber es war auf jeden Fall ein härteres. Mit ein bisschen Pech hätte sich Lopez verletzen können. Die Aktion war am Rande zwischen dunkelgelb und hellrot", sagte TV-Experte Franz Beckenbauer und sprach von einem "dummen Foul".

Bis zu Ribérys Dummheit hatte der FC Bayern ein ordentliches Spiel gezeigt, was auch am kleinen Franzosen lag. Anders als in den Viertelfinals gegen Manchester begannen sie konzentriert und überstanden die Anfangsphase gegen die defensiven Gäste ohne Gegentor. Torgefahr entstand zunächst aber nur bei Standards, im Mittelfeld fehlten die zündenden Ideen.

Nach der Pause stärkte Bayern-Trainer van Gaal die Defensive, als er Mittelfeldmann Anatolij Timoschtschuk für Stürmer Ivica Olic aufs Feld schickte. Doch die Bayern blieben dominant - wenngleich sie in Tornähe weiter Schwächen zeigten. Erst scheiterte Pranjic an Lloris, dann köpfte Schweinsteiger über das Tor. Müller verhaspelte sich in aussichtsreicher Position, Robbens Solo endete in einem Schuss neben das Tor. Van Gaal traute sich nun wieder mehr zu und brachte Stürmer Mario Gomez für Pranjic. Und der Mut des Niederländers wurde auch belohnt: Robben, der jetzt immer stärker aufkam, fasste sich ein Herz, zog von rechts in die Mitte und mit links aus 20 Metern ab - und sorgte dafür, dass am Ende des Abends Bayerns Welt ähnlich rosarot wie die von Inter Mailand war. Die Italiener gewannen am Vorabend 3:1 gegen den FC Barcelona und haben nun ähnlich gute Chancen auf das Finale wie der FCB.

München: Butt - Lahm, van Buyten, Demichelis, Contento - Schweinsteiger, Pranjic (63. Gomez) - Robben (85. Altintop), Ribéry - Müller, Olic (46. Timoschtschuk).

Lyon: Lloris - Reveillere, Cris, Toulalan, Cissokho - Gonalons, Källström - Pjanic (56. Makoun) - Ederson (70. Bastos), Delgado (79. Govou) - Lopez.

Tor: 1:0 Robben (69.). Schiedsrichter: Roberto Rosetti (Italien). Zuschauer: 66 000 (ausverkauft). Gelbe Karten: Pranjic / Bastos. Gelb-Rot: Toulalan (54., wiederholtes Foulspiel). Rote Karte: Ribéry (37., grobes Foulspiel).