München. Die Daten hatte Louis van Gaal prompt parat. Alles andere hätte auch verwundert bei einem wie ihm, der eigene Aussagen noch Monate später wortwörtlich zitieren kann. Und so bereitete ihm die Frage, wann er denn zum letzten Mal so hoch gewonnen habe, kein Problem. Gerade hatte seine Mannschaft 7:0 gegen Hannover 96 gewonnen, da antwortete van Gaal: "Vor drei Jahren, erster Spieltag, mit Alkmaar gegen Breda, 8:1." Als er dann hörte, dass der bis dato letzte Sieg der Münchner mit sieben Toren Unterschied schon 20 Jahre her ist - 1990 gegen Wattenscheid 09 - da schmunzelte er und stellte fest, seine Bilanz als Trainer sei dann wohl ein wenig besser.

Diesen Sonnabend jedenfalls wird van Gaal unter der Rubrik "Spaß" in Erinnerung behalten. "Das war Spaß auf dem Rasen, Spaß für das Publikum und Spaß für den Trainer", sagte er.

Weil die Seinen gegen desolate 96er brillierten, weil sie selbst nach dem 5:0 nachsetzten, als habe der Vorstand Prämien für zweistellige Ergebnisse ausgelobt. Weil Arjen Robben erneut herausragte, drei Tore schoss und drei Gegenspieler verschliss. Die Leistung der Mannschaft kommentierte van Gaal mit "unglaublich", dabei habe das Tagwerk noch nicht mal viel Energie gekostet. Ein Fakt, der nicht unbedeutend ist im Hinblick auf das Champions-League-Halbfinale am Mittwoch gegen Lyon (20.45 Uhr, Sat.1 und Sky live).

Am Sonnabend demonstrierten die Van-Gaal-Bayern eine Tugend, von der nicht genau bekannt war, ob sie sie überhaupt haben. Die Aufgaben gegen die Großen der Zunft haben sie bislang sehr ordentlich erledigt, gegen die Kleinen taten sie sich dagegen des Öfteren schwer. In Frankfurt, Köln und Nürnberg ließen sie Punkte. Und so kurz vor dem Spiel gegen Lyon hatte manch einer vermutet, dass es schwierig werden könnte mit der Fokussierung auf die Partie gegen Hannover. "Das ist die charakterstärkste Mannschaft, in der ich bislang gespielt habe", sagte Bastian Schweinsteiger.

Auch daran hat van Gaal Anteil. Er hat eine Mannschaft geformt und ihr die Gewissheit vermittelt, Titel gewinnen zu können. Und er hat ihr jene phrasenschweinverdächtige Weisheit eingebläut, nur von Spiel zu Spiel zu denken. Und so sagen die Spieler unisono: "Wir müssen weiter so konzentriert bleiben, wir haben noch nichts gewonnen."

Die Abteilung Attacke übernehmen in München die Oberen. Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge kommentierte die Ambitionen des FC Schalke 04 auf die Meisterschale: "Es gab mal einen Spot eines Schalker Sponsors: 'Nur schauen, nicht anfassen!' Damit ist doch alles gesagt."

Dagegen war beim Gegner Tristesse total angesagt. "Aufgrund der Tordifferenz haben wir hier sogar gleich vier Punkte verloren. Das ist ganz besonders bitter", klagte Hannovers Trainer Mirko Slomka, dessen Team mit nunmehr 63 Gegentreffern in 31 Spielen weiter die "Schießbude" der Liga ist.