Martin Schwalb, der Trainer der im Pokalendspiel siegreichen HSV-Handballer, hat es im Abendblatt-Sportgespräch gesagt: Der Trainer hat immer Schuld. Aber es ist nur die halbe Wahrheit. Der Trainer räumt auch einen Großteil des Triumphs ab. Wie Christian Gross in Stuttgart, dessen Siegeszug mit den Schwaben immer unglaublicher wird. Mit dem 1:0 in Berlin baute der VfB seinen Vorsprung vor den Bayern auf vier Punkte aus - an der Spitze der Rückrundentabelle. Es war der zehnte Sieg im 13. Spiel der Rückserie für die Stuttgarter.

Während die Hertha den Weg in die Zweite Bundesliga angesichts des fast unlösbaren Restprogramms - es geht noch gegen die Top drei der Liga und Frankfurt - wohl nicht mehr verhindern kann, hat sich Gross' Team nach einem ebenfalls desaströsen Start unter dem ehemaligen Trainer Markus Babbel (zwölf Punkte und Platz 16 nach 15 Spielen) im Ringen um einen Startplatz für die Europa League auf bemerkenswerte Art und Weise zurückgemeldet.

Natürlich: In der Stuttgarter Mannschaft steckt viel mehr Qualität als im geschwächten Kader der Berliner, die auch das Opfer ihrer durch die Schuldenlast erzwungenen Verkaufspolitik wurden. Außerdem musste Gross nicht wie Babbel zwischen Trainer-Schulbank in Köln und der VfB-Bank pendeln. Doch während dem zu unerfahrenen Babbel die Werkzeuge zur Krisenbewältigung ausgingen, schaffte es der 55-jährige Sohn eines Polizisten, den nicht einfach zu führenden Kader der Schwaben - man denke nur an Lehmann, die Diva Hleb oder die sturmlahmen Marica und Progrebnyak - mit seiner "Hart-aber-fair"-Linie zu ordnen und völlig neue Qualitäten seiner Spieler aufzudecken. So glänzte der in Berlin treffsichere Cacau früher eher als Torbutler denn als Torjäger. Und Abwehrmann Matthieu Delpierre wurde eine Quote von hundert Prozent gewonnener Zweikämpfe attestiert. Mit dem VfB ist im Saisonfinale hundertprozentig zu rechnen.