Frankfurt/Main. Im Eiltempo hat der Deutsche Fußball-Bund (DFB) am Freitag eine umfassende Reform des Schiedsrichterwesens verabschiedet und damit Konsequenzen aus der Affäre Manfred Amerell gezogen. Gleichzeitig läutete der Verband auf dem außerordentlichen Bundestag eine neue Zeitrechnung für die Referees ein. Der vom designierten Schiedsrichter-Chef Herbert Fandel präsentierte neue Leitfaden wurde von allen 252 Delegierten nach 78-minütiger Sitzung bestätigt.

"Dieses Votum macht Mut. Der Beschluss wird weitreichende Auswirkungen haben. Wir haben jetzt eine klare Grundlage. Am 21. Mai tritt die neue Regelung in Kraft", sagte DFB-Präsident Theo Zwanziger. Er sieht durch die neuen Richtlinien die rechtliche, operative und personelle Grundlage für die kommende Bundesliga-Saison sichergestellt. "Es ist ein Strukturpapier, das wir jetzt mit Leben füllen müssen. Das Abstimmungsergebnis ist ein schöner Wegweiser für unsere Arbeit", erklärte Fandel. Eine Spaltung der Schiedsrichter-Familie will er nicht zulassen: "Es wird keine Unterteilung in Profi- und Amateur-Bereich geben."

Künftig sollen die Schiedsrichter professioneller betreut, die entscheidenden Stellen mit neutralem Personal besetzt sowie eine transparente und offene Kommunikation innerhalb des Fußballs ausgeübt werden. Fandel setzt dabei auf Teamarbeit. Häufungen von Ämtern soll es wie Wunschansetzungen nicht mehr geben. "Wer Schiedsrichter ansetzt, kann keine Beobachter ansetzen und umgekehrt", kündigte der frühere Fifa-Referee an. Er will aus der Arbeit das auffällige Krisenpotenzial herausnehmen, so dass "jeder erkennen kann, dass das Schiedsrichterwesen unabhängig und neutral ist. Es darf keine Abhängigkeiten geben", so Fandel. Am 21. Mai wird er die Nachfolge von Volker Roth als Schiedsrichter-Boss antreten. Statt Schiedsrichterausschuss wird das höchste Gremium künftig Schiedsrichter-Kommission heißen. Als deren Chef muss Fandel dem DFB-Bundestag Bericht erstatten.

Abgeschlossen ist der Fall Amerell aber mit dem DFB-Bundestag aber noch lange nicht. Am Montag wird vor dem Augsburger Landgericht Zwanzigers Widerspruch gegen eine Einstweilige Verfügung verhandelt. Dem DFB-Präsidenten war untersagt worden, die Aufklärungsarbeit in der Affäre um das frühere Schiedsrichterausschuss-Mitglied Amerell und Bundesliga-Referee Michael Kempter mit den Missbrauchsfällen in der katholischen Kirche zu vergleichen.